Paris - In Frankreich ist ein ehemaliger Sprecher der Sozialistischen Partei (PS) mit einer Vorliebe für Luxusuhren in Erklärungsnöte geraten. Ermittler in Paris befragten Julien Dray am Dienstag als Zeugen zu verdächtigen Bewegungen auf seinen Konten. Der 54-jährige Abgeordnete steht im Verdacht, mit Geldern der Anti-Rassismus-Organisation "SOS Racisme" und des Studentenverbandes Fidl zahlreiche Luxuswaren gekauft zu haben. Insgesamt geht es in der Affäre um 351.000 Euro, von denen ein Teil an Dray geflossen sein soll.

Dray, der im Wahlkampf 2007 Sprecher der sozialistischen Präsidentschaftskandidatin Segolene Royal war, weist alle Vorwürfe zurück. Sein Anwalt Leon-Lef Forster kritisierte am Dienstag die detailreichen Enthüllungen der Presse über den Lebensstil seines Mandanten. Dray selbst macht seit Jahren keinen Hehl aus seiner Leidenschaft für teure Uhren. Schon 1999 löste er polizeiliche Ermittlungen aus, als er sich ein Prunkstück für 38.000 Euro mit großen Mengen Bargeld kaufte. Dray erklärte die Geldbündel damit, andere Sammlerstücke verkauft zu haben. Die Ermittlungen wurden eingestellt.

In dem Fall wurden schon zahlreiche Vertreter von "SOS Racisme" befragt, teilweise auch in Polizeigewahrsam. Dray, der die Organisation 1984 mitbegründet hatte, drohte dieser Schritt wegen seines Abgeordnetenstatus am Dienstag nicht. Dafür hätten die Ermittler das Einverständnis der Nationalversammlung einholen müssen, was sie aber nicht getan haben. (APA)