Erfolgs-verwöhnter Landeschef will es - vielleicht - wissen. Noch ist nicht sicher, ob er nach der Macht in Wien greifen will.

Foto: STANDARD/Fischer

Wien - Für Erwin Pröll wäre es zweifellos ein krönender Abschluss seiner Politikerkarriere: Nach 30 Jahren in der Landespolitik (er startete am 27. März 1980 als Agrarlandesrat) könnte Pröll im kommenden Jahr zum Bundespräsidenten gewählt werden.

In einer Market-Umfrage für den Standard hatten schon in diesem Frühjahr 43 Prozent der Befragten gesagt, dass sie Pröll für etwa gleich gut geeignet für das Bundespräsidentenamt halten wie den Amtsinhaber Heinz Fischer. Weitere 18 Prozent meinten sogar, Pröll könne das Amt besser ausfüllen als Fischer. Und: Vier von zehn ÖVP-Wählern sagten, dass Pröll eindeutig der bessere Bundespräsident wäre. Auch der von OGM erstellte APA-Vertrauensindex weist für Fischer sinkende, für Pröll aber stabil hohe Werte aus.

Diese hohe Zustimmung zu Pröll ist noch ohne breite Diskussion über ein mögliches Antreten gemessen worden - und es zeigt jedenfalls, wie viel ihm zugetraut wird, sagt Werner Beutelmeyer vom Linzer Market-Institut. Das hänge auch mit der außergewöhnlich langen öffentlichen Präsenz zusammen, die auch einen Landespolitiker bundesweit im Bewusstsein der Wähler verankern kann.

Pröll selbst hat sich bisher nicht klar zu einer Kandidatur geäußert. In seiner Partei gilt die Sprachregelung, dass man mit Festlegungen bis zur Jahreswende warten sollte. Aufgefallen ist aber, dass der niederösterreichische Landeshauptmann in den vergangenen Monaten mehrfach kritische Äußerungen über Fischer gemacht hat.

So sagte er am Rande einer Feier in der Zwettler Brauerei im vergangenen Herbst, dass Fischer bei der Regierungsbildung zu stark gezögert habe. Aber daran, dass Pröll auch höchste Amtsträger mit mehr oder weniger scharfen Worten angreift, ist man in Wien schon gewohnt. Pröll war maßgeblich daran beteiligt, dass Erhard Busek 1995 die Parteiführung abgeben musste - Pröll wurde von der Partei zum Königsmacher bestellt und versuchte (vergeblich) den Außenseiter Johannes Hengstschläger zu nominieren. Gewählt wurde schließlich Wolfgang Schüssel.

Das Land zuerst

Daraufhin zog sich Pröll für längere Zeit aus der Bundespolitik zurück, meldete sich gelegentlich mit einem Kommentar, ließ aber wissen, dass er seine starke Position im Land keinesfalls gegen eine relativ schwache im Bund tauschen würde. Prölls Erfolg in Niederösterreich (bei der Wahl im Vorjahr 54,3Prozent) rührt daher, dass er stets vermittelt, die Interessen seines Landes vor alles andere zu stellen und im Land unter der Enns ein starkes Gemeinschaftsgefühl zu wecken. Das tat er unter anderem mit dem "Club Niederösterreich" , dessen Präsident er ist, und mit einer schon fast drei Jahrzehnte lang laufenden Kampagne zur Dorferneuerung ("NÖ schön erhalten - schöner gestalten" ).

Dabei hilft die Verankerung im Bauernbund, der in Niederösterreich besonders stark ist, auch wenn man sich außerhalb der Bauernschaft bemüht, diese Dominanz herunterzuspielen. So gilt es als ausgemacht, dass bei einem allfälligen Wechsel Prölls in die Bundespolitik der Landeshauptmannsessel an den ÖAAB (Landeshauptmannstellvertreter Wolfgang Sobotka steht bereit) fallen würde.

Pröll hat sich auch persönlich - und mit geschickter Steuerung von Kulturförderung - bemüht, den Kreis seiner Unterstützer auszuweiten. Raiffeisen-Mann Christian Konrad hat für ihn zuletzt ein Unterstützungskomitee zusammengestellt, das auch einem Bewerber um das Bundespräsidentenamt gut angestanden wäre. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 23.6.2009)