Foto: G-U-R-U, Iris Ranzinger

Die Debüt-Schellack "Is It Is Or Is It Ain´t"

Foto: iris.t & the Billy Rubin Trio, Axel Wolf

Als Mitte der Neunziger Jahre in Deutschland rund um das Berliner Epizentrum Bar der Vernunft der Kabarett- und Swing-Boom losging (Stichwort Palastorchester, wichtig auch die vom Film "Comedian Harmonists" losgetretene Welle von Wiederveröffentlichungen originalen Liedguts), da fragte man sich nur: warum nicht auch hierzulande? In Österreich waren die VertreterInnen der im Nachbarland blühenden Szene fast ausschließlich auf dem alljährlichen "Wien ist Andersrum"-Festival zu bewundern, ansonsten schien die zwischen Retro-Glamour und augenzwinkernder Verruchtheit pendelnde Subkultur hier keinen Fuß fassen zu können.

... doch jetzt ist die Lücke geschlossen. Die Wiener Iris T. & the Billy Rubin Trio sind angetreten, ihre Heimatstadt doch noch zu Chicago zu machen. Eingebettet in eine fiktive Bandgeschichte aus den Swinging Thirties, wie man sie ähnlich etwa von den Münchner Blauen Engeln kennt, verbreiten sie den Geist des Swing ... mit Liedern, die auch Kindern der Gegenwart nicht ganz unbekannt sein dürften.

Vorwärts in die Vergangenheit

Auf dem Programm stehen nämlich ausschließlich Coverversionen: von Deep Purples "Smoke on the water" bis zu The Cures "Friday I'm in love" - jeweils in klassischer Bar-Instrumentierung mit Klavier und Kontrabass. Und solcherart abgeschlankter Pop wird stets zwiefach zum Prüfstein:

Erstens natürlich für die InterpretInnen. Dass das Konzept hier aufgeht, liegt nicht zuletzt am hinreißenden Auftritt von Iris T., die neben Federboa, Shirley Bassey-Hüftschwung und schmachtendem Blick in den Himmel vor allem eines hat: Stimme. In der Performance gibt sie die Entrückte, während für den Kontakt zum Publikum in erster Linie Ko-Frontmann Billy Rubin (alias G-U-R-U von den Austro-Britpoppern O5) mit seinen Episoden zur "Bandgeschichte" aus dem Mafiosi- und Miezen-Milieu zuständig ist. Nicht vergessen: dies ist nicht nur Musik, sondern lappt naturgemäß auch stark in den Kleinkunst-Bereich, wie man das so schön(?) nennt.

Prüfstein ist die Sound-Reduktion aber auch umgekehrt für die gewählten Lieder, die nun ohne Gitarren-Soundwall, Synthesizer und Beats zeigen müssen, ob sie auch als Song bestehen können. Oasis' "Wonderwall" (natürlich auch im Programm) hat dies in der Mike Flowers Pops-Version ja schon hinlänglich bewiesen - selbiges tun nun Nirvanas "Come as you are" oder Soundgardens "Black hole sun". Und dann muss man wirklich ganz genau hinhören, um den vermeintlichen Charleston-Standard als "Clint Eastwood" der Gorillaz wiederzuerkennen ...

Come as you are

Der samstägliche Auftritt bietet nicht zuletzt also ein kleines Trostpflaster dafür, dass "Wien ist Andersrum" heuer wegen Subventionskrise entfallen muss. Und um Sorgen jedweder Art zu vertreiben, ist das immer noch die effektivste Form von Musik; das müssten selbst pathologisch Miesgelaunte eingestehen.

I ain't happy
I'm feeling glad
I got sunshine
in a bag

(Josefson)