Die Verhandlungen zur Zentralamtura gingen am Montag in die zweite Runde. Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) und VP-Bildungssprecher Werner Amon haben das weitere Prozedere besprochen - der Streit von vergangener Woche scheint vergessen. Vor wenigen Tagen hatte die neue Matura für alte Koalitionskonflikte gesorgt. Denn während die Bildungsministerin wegen der bundesweiten Vergleichbarkeit Maturafragen zentral verteilen will, lehnte Amon dies ab, weil, wie er begründet, schualautonome Inhalte dabei zu kurz kämen.

Beide zeigten sich zuversichtlich, dass der Gesetzesentwurf für die standardisierte teilzentrale Matura noch am 30. Juni den Ministerrat passieren könnte. Amon sprach von einem "echten Aufeinanderzubewegen". Die Verhandlung habe gezeigt, dass eine Einigung "beiden Seiten ein echtes Anliegen ist". Die nächste Verhandlung steht am kommenden Mittwoch an.

Warnung vor Schmieds Plan

Unter Experten wird das Thema genauso kontroversiell diskutiert: Mathematiker, darunter "math.space"-Betreiber Rudolf Taschner, haben am Montag "eindringlich" vor dem Plan von Unterrichtsministerin Claudia Schmied gewarnt, bei einer reformierten Matura alle schriftlichen Aufgaben zentral zu erstellen. Die Didaktikkommission der Österreichischen Mathematischen Gesellschaft befürwortet zwar die zentrale Überprüfung von "Grundwissen"; sie fordert aber - wie die ÖVP, dass den anderen Teil der Aufgaben "unbedingt die Lehrkräfte individuell stellen können" müssen.

Nur ein individuell erstellter Prüfungsteil ermögliche "den im Unterricht notwendigen Freiraum für das Setzen von Schwerpunkten für das Fördern spezieller Interessen, für einen kreativen Unterricht", lautet das Argument. Weitere Vorteile laut Taschner: Lehrer behielten ihre Prüfungshoheit und bräuchten sich dadurch "nicht als bloße Vollzugsorgane einer anonymen Prüfungsorganisation" zu fühlen, das spezielle Profil der einzelnen Schulen könne berücksichtigt werden und "Freiräume des Unterrichtens werden als wesentliche Bestandteile des Schulalltags gewürdigt".

Schmieds Argument, wonach dies ohnehin durch die mündliche Prüfung sichergestellt sei, ist aus Sicht der Didaktikkommission eine "haltlose Illusion", schließlich sei die mündliche Prüfung nicht verpflichtend. Dass eine Kombination aus zentral und vom jeweiligen Lehrer erstellten Fragen Mehrkosten hat, bezeichnete Taschner als "Schutzbehauptung der 'Zentralisten'".

Rasche Einführung gefordert

Die Industriellenvereinigung (IV) hat sich hingegen am Montag "für die ehest mögliche Einführung der standardisierten und kompetenzorientierten Reifeprüfung" ausgesprochen, und zwar nicht nur wie im ersten Schritt von Schmied geplant an den AHS, sondern auch an den berufsbildenden höheren Schulen (BHS). Dieses "Mittel zur Qualitätssicherung" sei "längst überfällig", so IV-Bildungsexperte Gerhard Riemer. "Es darf nicht sein, dass - schon wieder - sachlich notwendige Schulreformen an Einzelinteressen scheitern". (APA)