Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: EPA/RAINER JENSEN

José Manuel Durão Barroso ist „der Zackenbarsch". Unzählige Karikaturen in seinem Heimatland Portugal zeigen ihn als den Fisch, der seine Farbe perfekt der Umgebung anpassen kann. Erfunden hat den Spitznamen seine Frau, Margarida Sousa Uva, die damit auf die Wandlungsfähigkeit ihres Mannes anspielte.

Nicht wenige Politiker, die den alten und vermutlich auch neuen EU-Kommissionspräsidenten kennengelernt haben, bestätigen den Eindruck. Der frühere französischen Europa-Staatssekretär Jean-Pierre Jouyet wird mit den Worten zitiert: „Dieser Typ ist ein Chamäleon. Sie einigen sich mit ihm über irgendetwas. Am nächsten Tag trifft er zufällig einen anderen, und das Gegenteil ist richtig." Als Beispiele nannte Jouyet Barrosos Haltung zur Regulierung der Märkte und zum Klimaschutz.

Auch der Lebenslauf Barrosos unterstreicht eine gewisse Flexibilität, was Weltanschauungen betrifft.

Barroso wurde am 23. März 1956 in Lissabon geboren. Nach der Matura studierte er in der portugiesischen Hauptstadt Rechtswissenschaften. Seine politische Tätigkeit begann er noch während seiner Studienzeit in den Reihen einer maoistischen und später marxistisch-leninistischen Studentenvereinigung, die an der Nelken-Revolution beteiligt war, welche im April 1974 den Sturz der faschistischen Diktatur in Portugal herbeiführte.
Ab 1979 studierte Barroso in Genf Politologie, es folgten weitere Studien an der New Yorker Columbia-Universität und am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz, danach folgten Lehrtätigkeiten an der Universität Lissabon.

1980 trat Barroso dem „Partido Social Democrata" (PSD) bei, einer trotz ihres Namens konservativen christdemokratischen Partei. 1985 zog er erstmals in das portugiesische Parlament ein, 1986 wurde er Staatssekretär im Innenministerium und wenig später im Außenministerium. Dort fand er, so erzählen Wegbegleiter, seine eigentliche Berufung: Die Außenpolitik. 1992 wurde er Außenminister. 1999 übernahm Barroso die Führung des PSD und machte ihn bis 2002 zur stärksten politischen Kraft in Portugal, kurz darauf wurde er Regierungschef. Seit 2004 ist er EU-Kommissionspräsident. Barroso, Vater von drei Töchtern, spricht ausgezeichnet Französisch, Spanisch und Englisch.
Im Vergleich etwa zu Jacques Delors gilt Barroso als eher schwacher Kommissionspräsident, da er oft wichtige Entscheidungen - etwa im Kampf gegen die Wirtschaftskrise - hinauszögert und erst die Stimmungen in den Mitgliedstaaten auslotet. (Michael Moravec, DER STANDARD, Printausgabe, 20./21.6. 2009)