Bild nicht mehr verfügbar.

Könnte der "Waldmensch" unser nächster Verwandter sein?

Foto: APA/EPA

Pittsburgh - Auf Malaiisch heißt Orang-Utan "Waldmensch" - ein Begriff, der lange auf alle Menschenaffen angewandt wurde. Nun behaupten der US-Anthropologe Jeffrey H. Schwartz (Universität Pittsburgh) und John Grehan (Buffalo Museum of Science) im "Journal of Biogeography", dass Orang-Utans doch besonders seien - und uns am nächsten stünden.

Diese These, die Schwartz auch schon in seinem Buch "The Red Ape" (2005) ausbreitete, ist höchst umstritten: Alle Untersuchungen der DNA von Menschenaffen belegen, dass wir mit Schimpansen und Bonobos ein weitaus größeres genetisches Erbe teilen als mit Gorillas und Orang-Utans - was Schwartz so nicht gelten lassen will.

Gemeinsam mit Grehan definierte er in einem ersten Schritt 63 physische Merkmale, die nur bei den Affen und bei Menschen zu finden sind. Bei der weiteren Analyse habe sich gezeigt, dass Menschen 28 dieser Eigenschaften mit den Orang-Utans teilen würden, aber nur zwei mit dem Schimpansen. Außerdem hätten Orang-Utans sieben dieser Eigenschaften mit dem Australopithecus gemein.

Der Haken an der Theorie, die von Evolutionsbiologen schlicht als "Unfug" bezeichnet wird: Die Fossilien von frühen Menschen und Affen wurden in Afrika gefunden, während moderne Orang-Utans vornehmlich in Südostasien leben. Die Erklärung von Schwartz und Grehan: Die gemeinsamen Vorfahren seien halt nach Asien ausgewandert. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 20./21. 6. 2009)