Wenn der "Voves Franzl" aufspielt, geht die Post ab. Profis bescheinigen ihm außerordentliches musikalisches Talent.

Foto: land steiermark

Graz - "Diese Momente sind es", sagt er, für die es sich lohnt, in die Politik gegangen zu sein: "Wenn dir einer, irgendwo draußen am Land, den du gar net kennst, die Hand auf die Schulter legt und sagt: Herr Landeshauptmann, lass net locker, du bist auf dem richtigen Weg. Das gibt einem Kraft, das is, was wirklich zählt." In solch nachdenklichen Augenblicken bekommt seine Stimme ein gewisses Timbre der Ergriffenheit.

Mit den Emotionen, da hat er's, der steirische Landeshauptmann Franz Voves. Er versetzt Senioren, wenn er zur Gitarre greift, in Rührung und sich selbst, wenn's sein muss, in Rage. Etwa dann, wenn er glaubt, Ungerechtigkeit zu riechen. Da poltert er, wie in diesen Tagen, in der Manier einer steirischen Version von Robin Hood durch seine Partei und verlangt ultimativ, sie solle in dieser Wirtschaftskrise endlich die Vermögenden zur Kasse bitten.

Der Angriff war etwas zu schroff vorgetragen, Parteichef und Kanzler Werner Faymann hat ihn kalt abgestellt. Als ehemaliger Eishockeyspieler wisse er, mit Niederlagen umzugehen, sagt Voves, der mittlerweile in Internetforen bereits als neuer SPÖ-Chef herbeigewünscht wird. Die Partie sei noch nicht zu Ende. Es kommen noch härtere Zeiten, und die Frage der Vermögensbesteuerung zur Finanzierung der Budgets werde sich "von selbst ergeben." Dann hat er den Puck im Netz.

Natürlich weiß Voves, dass brachialverbale Attacken gegen "die da draußen in Wien" im Bundesland immer gut ankommen - Generationen von Landeshauptleuten haben davon gelebt. "Der Franz ist aber wirklich ein Überzeugungstäter", sagt einer aus seiner Umgebung. Und da geht es manchmal mit ihm eben durch, dann macht er auch vor den größten Medien nicht halt. Er empfinde die Übermacht und Einmischung der Kronen Zeitung in die Politik als demokratiepolitisch bedenklich, wie auch die Monopolisierung des Styria-Konzerns. Seinen Parteistrategen treiben solche Aussagen den kalten Schweiß auf die Stirn. Wie soll er gegen die beiden mächtigen Medien seinen Landeshauptmannsessel bei der Wahl 2010 verteidigen?

Ungeschliffenes Urgestein

Der schwarze „Chefideologe" und Klubchef im steirischen Landtag, Christopher Drexler, der schärfste Kritiker von Voves, geht davon aus, dass die Ära Voves 2010 wieder zu Ende gehen wird. Für Drexler ist Voves weder ein Robin Hood noch Rebell. Der VP-Klubchef: "Franz Voves ist im Grunde überhaupt kein politischer Mensch. Es ist mit ihm nichts weitergegangen. Mir fehlt bei ihm seit Jahren ein politischer Ansatz." Zumindest hier irrt Christopher Drexler. Voves ist ein politisches Urgestein, ein ungeschliffenes, das erst vor einigen Jahren von seiner Partei gehoben wurde.

Franz Voves, Jahrgang 1953, kam erst 2002 in die Politik. Durch Zufall. Die SPÖ war gespalten und auf der Suche nach einem neuen Vorsitzenden - er tauchte als Kompromisskandidat auf. Der studierte Wirtschaftswissenschafter wurde von der Partei als "Kapitalist" - er war Finanzmanager des Merkur-Konzerns - überaus skeptisch beäugt. Kaum einer kannte ihn - er stand nie in Society-Kolumnen -, bis auf sein Förderer, der Ex-SP-Chef Peter Schachner-Blazizek, der ihn auf den Schild hob.

Aber er überraschte schon bei seinem ersten öffentlichen Auftreten: "Ich weiß als Manager eines Milliardenunternehmens, wie die Märkte funktionieren, und möchte dieses Wirtschaftswissen zurückgeben, um den Schwächeren zu helfen. Ich möchte dabei meine ganz persönlichen Wurzeln als Arbeiterkind nicht vergessen."

Da dachte er an den Vater, den politisch sicher prägendsten Menschen. Voves: "Mein Vater: Er war nicht nur Kommunist, sondern für mich der größte Humanist. Er wird immer mein Vorbild sein, wenn es um soziale Gerechtigkeit geht."

Franz Voves spricht gerne über die großen Themen der Zeit, von der Übermacht der Konzerne und dem kleinen Spielraum der Politik. Die Niederungen des Parteiengezänks in der Landespolitik gehen ihm schwer auf den Geist, sagt er. Und genau in diese Schwachstelle bohrt die ÖVP, die Voves bei der Wahl 2010 wieder vom Thron stürzen will. Sie löcherte ihn zuletzt mit Vorwürfen, dass er zwar gegen Steuerprivilegien der Reichen wettere, selbst aber das Parteivermögen steuerschonend in einer Stiftung parke. Drexler. "Wasser predigen und Wein trinken." Die ständigen Attacken beginnen zu wirken. In Umfragen verlieren beide Parteien an Boden. Dazu kommt, dass irgendwer aus den SP-Reihen Drexler offensichtlich geheime SP-Stiftungsinfos steckt. Er hat schon mehr gelacht, der Franz Voves.

Doch dann springt er im Interview auf und präsentiert hunderte aufmunternde Mails aus ganz Österreich. "Einige nehm ich mit, wenn ich wieder aus der Politik verschwind." Denn diese Zuwendungen seien es, "für die es sich gelohnt hat, Politik zu machen". (Walter Müller, DER STANDARD, Printausgabe, 20./21.6.2009)