Wien/London  - Drei Tage vor dem Auftakt des Grand-Slam-Turniers in Wimbledon ist Österreichs Tennis-Profi Daniel Köllerer durch Medienberichte aus England ins schiefe Licht gerückt worden. Wie diverse englische Tageszeitungen berichteten, soll der Oberösterreicher von der Profivereinigung ATP wegen des Verdachts auf Wettbetrug genauer unter die Lupe genommen werden. Erst am vergangenen Montag seien bei der Erstrundenniederlage von Köllerer in Hertogenbosch bei den Buchmachern die Alarmglocken geschrillt.

"Auffällige" Finanzströme

Laut der Tageszeitung "The Times" habe das 3:6,2:6 gegen Oscar Hernandez für Wirbel gesorgt. Nach "auffälligen" Finanzströmen auf einen Sieg des Spaniers sei die Wette bei mehreren Wettanbietern aus dem Programm genommen worden. "Wir können nicht andeuten, dass dahinter Betrug steht. Aber wir hatten keine andere Wahl, als die Wette im Hinblick auf unsere Finanzen zurückzuziehen", meinte ein Sprecher des Wett-Anbieters "William Hill". Ein Sprecher des Online-Anbieters "Stan James" meinte gegenüber dem Boulevardblatt "The Sun" sogar, die Wimbledon-Partien Köllerers aufgrund dessen Vergangenheit "mit Vorsicht" zu betrachten.

Köllerer, der in der Vergangenheit wegen seines schlechten Benehmens auf dem Platz als "Crazy Dani" für Aufsehen gesorgt hatte, wie auch sein Management wiesen die Anschuldigungen am Freitag vehement zurück. "Für mich ist das kein Thema. Mit dem setze ich mich nicht einmal auseinander", erklärte der 25-Jährige. Sein Manager Manfred Nareyka wollte die Anschuldigungen nicht so auf sich sitzen lassen. "Wir distanzieren uns von diesen Gerüchten. Es gibt in keinster Weise einen offiziellen Hinweis auf uns. Weder von der ATP, noch von der ITF ist bisher jemand mit uns in Kontakt getreten", meinte Nareyka. "Ich lege für Daniel zu 99 Prozent die Hand ins Feuer, zu 100 Prozent kann nur er das."

"Wir haben andere Wertigkeiten"

Laut Nareyka überlege man auch rechtliche Schritte gegen die Anschuldigungen, die "von einem Journalisten gezielt forciert worden sind". Österreichs Nummer zwei, der als 91. des ATP-Rankings am Freitag Richtung Wimbledon aufbrach, würde sich mit solchen Aktionen schließlich nicht ins eigene Fleisch schneiden. "Wir haben andere Wertigkeiten, nämlich die Rangliste. Unser Ziel, die Top-80, kann man mit Wettbetrug nicht erreichen", betonte Nareyka.

Doch nicht nur Köllerer steht auf dem heiligen Rasen von Wimbledon nun ungewollt im Blickfeld des medialen Interesses. Bis zu zwölf Profis stehen laut "The Independent" wegen des Verdachts des Wettbetrugs auf einer "watch list" der ATP. Darunter Spieler aus Argentinien, Italien, Spanien und Russland, wobei auch Profis aus den Top-50 verdächtig seien. "Wir beobachten die Aktivitäten einiger Spieler und ihre Spieler werden mit Sorgfalt beobachtet", erklärte ein Offizieller dem Blatt. Vermutet wird, dass vor allem die russische Wettmafia im großen Stil im Tennis-Sport mitmischt. Auch in Hertogenbosch soll gemäß "Independent" ein 29-jähriger Russe verhaftet worden sein.

Im Zuge der Untersuchungen ist auch das Austrian Open in Kitzbühel ins Gerede gekommen. Eine nicht näher genannte Partie wurde von der ATP offenbar als "bedenklich" eingestuft. Auch die Organisatoren von Kitzbühel gaben am Freitag aber bekannt, dass sie diesbezüglich von der ATP bisher noch nicht kontaktiert worden seien.(APA)