Jetzt ist es also wieder der Dezember. Der war schon einmal im Gespräch – 2007 versteht sich. Es folgte der April. Dann der Juni. Doch auch der zog irgendwann ins Land, ohne dass irgendetwas Produktives geschehen wäre.

Wer die ewig gleichen Ausreden für das Aufschieben eines Lebenspartnerschaftsgesetzes für Homosexuelle satt hatte, konnte sich bisher an einem Zieldatum festhalten: an jenem Tag, an dem Josef Pröll das Ruder in der Volkspartei übernommen hat. Spätestens dann sollte es so weit sein: Tatatatam! Oder auch weniger feierlich, um die Realitätsverweigerer in der ÖVP mit ihrer romantischen Vorstellung von der Ehe nicht völlig vor den Kopf zu stoßen.

Ob mit Hochzeitsmarsch oder ohne: Auch die Hoffnung, dass die jämmerliche Diskussion über den Ort der rechtlichen Gleichstellung beendet wird, war durchaus berechtigt. Und dann? Mit Josef Pröll ist jetzt zwar jener Mann im schwarzen Chefsessel, der als Leiter der ÖVP-Perspektivengruppen für die thematische Öffnung seiner Partei in Gleichstellungsfragen verantwortlich zeichnete.

Das Sagen haben bei der Homo-Ehe aber weiterhin die Konservativen. Das ist bedauerlich, nicht nur für die Betroffenen. Zeigt es doch, dass sich Pröll bei einem seiner Kernthemen nicht durchsetzen kann. Es ist ein Zufall, verdeutlicht aber die Kleinkariertheit hierzulande: Am selben Tag, als die Koalition ihr mangelhaftes Familienrechtspaket präsentierte, kündigte US-Präsident Barack Obama eine Ausweitung der Sozialrechte für homosexuelle Partner an. (Karin Moser/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.6. 2009)