Die Milchbauern sehen in dem Belag, der auf immer mehr Pizzen draufliegt, eine Schmutzkonkurrenz. Das auf Palmöl basierende Gemisch sei Kunstkäse, wettern sie und wollen eine verpflichtende Kennzeichnung.

Das ist eine legitime Forderung, die irgendwann sicher erfüllt wird. Das wird nur nicht viel nutzen. Schon jetzt sind die in Mikroschrift angebrachten Inhaltsstoffe auf den Verpackungen für die meisten Konsumenten ein spanisches Dorf. Gelesen wird das in den seltensten Fällen. Hauptsache, die Tiefkühlware ist billig und halbwegs schmackhaft.

Die gelbliche Substanz, die auch in Lasagnen immer häufiger den Käse gibt und die einzelnen Nudelschichten zusammenhält, ist nämlich nicht ungesund. Jedenfalls nicht ungesunder als jeder andere fette Käse. Auch künstlich ist der Käseersatz mitnichten. Statt mehrheitlich aus tierischem Fett besteht das Gemisch halt aus pflanzlichem Fett.

Dieses etwas herablassend Kunst- oder Gummikäse zu nennen ist keine gute Strategie, auch wenn der Käse im ungeschmolzenen Zustand meist so schmeckt. Denn dass Milchprodukte durch pflanzliche ersetzt werden, dieser Substitutionsprozess wird von der Lebensmittelindustrie massiv angetrieben. Und diese Entwicklung hat natürlich, wie alle großen Trends, viele Vor- und Nachteile. Margarine ist von jeher gehärtetes Pflanzenfett. Die Eisindustrie hat bereits von Milchfetten auf pflanzlichen Ersatz umgestellt. Weil es immer mehr Milchallergien gibt, greifen viele zu Sojamilch. Vielleicht sind weniger Kühe die Lösung. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.6.2009)