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Neue Fenster versprechen höhere Energieeffizienz - der Staat füllt dafür die Fördertöpfe. Die Kosten für die Sanierung dürfen Hauseigentümer freilich nicht ohne weiteres auf die Mieter überwälzen.

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Die Wirtschaft pocht auf weitere Förderungen. Die Arbeiterkammer warnt vor hohen Preisunterschieden.

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Wien - Die Österreicher entdecken die Lust an der Sanierung und investieren in ihre eigenen vier Wände. Es sind die mageren Sparzinsen und Angst vor einer Inflation, die viele dazu veranlassen, ihr Geld in Haus und Heim zu stecken. Für zusätzlichen Anreiz sorgen die staatlichen Förderungen für thermische Sanierung. Profitiert haben bislang vor allem Baumeister, Fensterbauer, Schlosser, Spengler und Tischler. Der von ihnen eingesetzte Baustoff kommt primär aus Österreich.

Fernab jeder Krise sieht sich etwa Internorm. 5000 Fenster laufen beim Trauner Familienkonzern in drei österreichischen Fabriken täglich vom Band. Die Hälfte geht in den Export, nach Deutschland, Italien, England und in die Schweiz. Alle Produktionen seien ausgelastet, die Auftragsbücher bis in den Herbst hinein voll, sagt Unternehmenschef Silvio Spiess. Internorm werde den Umsatz heuer um sechs Prozent auf 275 Mio. Euro erhöhen. Für die 1750 Mitarbeiter sei Kurzarbeit kein Thema. Vielmehr würden heuer 13 Mio. Euro investiert.

Das staatliche Förderpaket habe Internorm in den vergangenen Monaten gut tausend zusätzliche private Kunden gebracht, zieht Spiess Bilanz. Aber das Geschäft mit Fenstern liefe auch so wie auf Schienen. Der boomende private Sanierungsmarkt mache Einbußen bei Gewerbeprojekten und Neubauten wett.

Wenn der Wind pfeift

Die Oberösterreicher lockt unter anderem England. In den teuersten Reihenhäusern pfeife da der Wind durch einfach verglaste Scheiben; Standards, wie es sie in Österreich vor 50 Jahren gegeben habe, erzählt Spiess, "energetisch eine Katastrophe" . Für seinen Konzern biete das freilich ein riesiges Potenzial.

34 Prozent der jüngsten österreichischen Förderungen kamen der Fensterbranche zugute. Alles in allem wurden für die thermische Sanierung privater Häuser seit April 8600 Anträge eingebracht, rechnet die Wirtschaftskammer vor. 7000 Arbeitsplätze sichere das 100-Mio. Euro-Förderpaket am Bau. Das, obwohl die öffentliche Hand bei Investitionen auf der Bremse stehe und Gemeindekassen leer seien.

Die Stimmen für weitere Fördermittel für Privatgebäude werden lauter. "Das bringt mehr als jede Abwrackprämie", sagt Georg Toifl, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk. Die Arbeitslosigkeit steigt, warnt Hans-Werner Frömmel, Bundesinnungsmeister. Richtig kritisch werde es 2010.

Große Unterschiede bei Preisen

Mit Lob für die Fördertöpfe für thermische Sanierung spart auch die Arbeiterkammer nicht. Auf der Hut sei man freilich, wenn es nach Sanierungen zu Eingriffen in Mietrechte käme, heißt es. Die Eigentümer dürften die Kosten dafür nämlich keineswegs ohne weiteres auf ihre Mieter überwälzen. Ein genauer Blick empfiehlt sich auch auf die Preise des Handwerks. Die Unterschiede seien enorm, zeigt ein AK-Test, viele Preissteigerungen lägen weit über der Teuerungsrate.

Bei einzelnen Fenstertypen zogen die Preise laut Statistik Austria im Jahresvergleich gar um 17 Prozent an. Spiess weist das entschieden zurück, die Zahl sei völlig aus der Luft gegriffen. Marktführer Internorm habe die Fenster lediglich um netto zwei Prozent verteuert. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.6.2009)