Wien - Nicht alle Kinderbetreuungseinrichtungen werden ab Herbst ihre Leistungen gratis anbieten. So werden etwa die Einrichtungen der "Wiener elternverwalteten Kindergruppen" weiterhin Beiträge einheben - nämlich rund 130 Euro pro Monat und Kind. Der Obmann des Vereins der Kindergruppen, Nicolaus Cortolezis, kritisierte am Donnerstag in einer Pressekonferenz, das Fördermodell der Stadt. Dieses, so versicherte er, würde große Betreiber klar bevorzugen.

"Der Gratis-Kindergarten für alle ist leider ein Wiener Schmäh", so Cortolezis. Die Kindergruppen gehören zu den gemeinnützigen Trägern - mit inzwischen 190 Gruppen. Diese zeichnen sich laut Cortolezis vor allem durch eine geringe Gruppengröße aus. Sie beschränken sich auf maximal 14 Kinder. Der Dachverein vertritt die Kindergruppen, ist jedoch nicht deren gemeinsamer Träger.

Höhere Verwaltungspauschale gefordert

Somit gibt es auch weniger Geld: Während große Trägerorganisationen 1.500 Euro pro Gruppe und Monat als Verwaltungszuschuss bekommen, sind es für kleine Organisationen mit bis zu 49 Gruppen nur 500 Euro. Ausschlaggebend ist hierbei die Gesamtzahl der betreuten Gruppen. Man werde "abgespeist", so Cortolezis. Günstiger werden die Plätze für die Eltern aber trotzdem, da die Stadt jedenfalls 226 Euro pro Kind zuschießt. Waren bisher meist deutlich mehr als 300 Euro pro Kind und Monat zu bezahlen, sind es nun rund 130 Euro.

Doch die elternverwalteten Kindergruppen - die ihrem Namen entsprechend von den Eltern mitorganisiert werden - möchten die Plätze ebenfalls gerne gratis anbieten, so wie große private Träger und die Stadt dies auch tun werden. Würde man die höhere Verwaltungspauschale bekommen, würden auch die Kindergruppen "nahezu" gratis werden, so Cortolezis.

Dass sich am neuen Fördersystem noch etwas ändert, ist hingegen unwahrscheinlich. Es wird bereits kommende Woche im Gemeinderat beschlossen. Somit müssten die Kindergruppen Änderungen an ihrer eigenen Organisation vornehmen. Beim Zusammenschluss auf einen Träger wäre es möglich, höhere Mittel für die Verwaltung zu bekommen.

Man überlege dies, so Cortolezis, es gebe da aber auch Probleme: So müsste der neue Träger etwa in die Mietverträge der Gruppen einsteigen - und diese seien zumindest bisher zum Teil noch günstig. Um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen, veranstalten die Wiener elternverwalteten Kindergruppen jedenfalls am 22. Juni einen Aktionstag am Heldenplatz. Ab 12.00 Uhr wird über die Organisation informiert, dazu gibt es Livemusik, Performances und Kulinarik. 

SPÖ verteidigt Fördermodell

Die SPÖ hat am Donnerstag das neue Fördermodell für Kinderbetreuungseinrichtungen verteidigt. Dieses bringe eine finanzielle Entlastung der Eltern, versicherte SP-Gemeinderat Jürgen Wutzlhofer in einer Aussendung. Die unterschiedliche Abgeltung des Verwaltungsaufwands sei gerechtfertigt, hieß es.

Wutzlhofer verwies darauf, dass ab kommendem Herbst die Förderung für die privaten Kindergartenbetreiber nahezu verdoppelt wird: "Insgesamt werden zusätzlich über 80 Mio. Euro an Fördermitteln bereitgestellt." Dadurch würden alle privaten Anbieter ab September 2009 mehr Mittel als bisher bekommen.

Bei der konkreten Zusammensetzung der Förderbeiträge habe man auch auf die Größe der einzelnen Einrichtungen Rücksicht genommen: "Ein Kriterium dabei war, dass große gemeinnützige Träger mit ihrer großen Anzahl an Plätzen mithelfen, die Grundversorgung der Stadt mit Kinderbetreuungsplätzen sicherzustellen", so Wutzlhofer.

In diesen Einrichtungen würden zum Beispiel auch Kinder mit besonderem Betreuungsbedarf und Bedürfnissen untergebracht. Oder es werde die Versorgung mit Kindergärten auch in weniger frequentierten Lagen sichergestellt. Darüber hinaus ergebe sich durch die große Anzahl von Gruppen auch ein "weitaus höherer Verwaltungsaufwand", etwa durch EDV-Systeme zur Kindergartenplatzverwaltung und Ressourcensteuerung oder auch in den Bereichen Controlling, Planung, Verrechnung und Weiterbildung, wurde betont. (APA)