Wien - Österreichs Spanplatten-Industrie hat den europäischen Holzmarkt fest in ihrem Griff. Ihre Platten sind die Fundamente der Bau- und Möbelbranche, Konzerne wie Egger und Kaindl kontrollieren ein Drittel des Geschäfts. Doch nun, in Zeiten der Krise, geraten die über Generationen gewachsenen Unternehmerdynastien ins Wanken.

Der Bedarf an Möbeln, von Ikea-Regalen bis zur Kücheneinrichtung, sinkt, der Bau schwächelt. Die Folge sind Werksschließungen in ganz Europa. Ein Drittel der Kapazitäten sind bereits vom Markt. Kaindl und Egger haben heuer Werke in Frankreich aufgelassen. Fabriken in Rumänien, Ungarn, der Slowakei und Ukraine stehen temporär still.

In Österreich wurde die Kapazität bislang um ein Fünftel zurückgefahren: In Leoben nimmt Novopan die Fertigung nach einer mehrmonatigen Pause nicht wieder auf. In Neudörfl hat Funder eine ihrer drei Produktionslinien abgedreht. 250Mitarbeiter verloren ihren Job. Mit dem Einbruch der Absatzmärkte fielen auch die Preise um bis zu 20 Prozent, sagt Laslo Döry, Präsident des europäischen Plattenverbandes. Das schlage auf die Bilanzen durch, für viele Unternehmen zeichneten sich heuer Verluste ab.

Döry sieht seine Branche von der Politik vergessen. Dabei stünden in der Holzwirtschaft Jobs auf dem Spiel, für die es in den ländlichen Regionen wenig Ersatz gebe. Auch ihr Beitrag zum BIP sei hoch. Österreichs Plattenhersteller beschäftigen 3500 Mitarbeiter. Ihr Produktionswert beträgt 1,27 Mrd. Euro, der Exportanteil liegt bei 80 Prozent.

Döry pocht auf mehr Unterstützung der Regierung. "Ist die Autoindustrie so einzigartig, dass allein sie Hilfe bekommt?" Er könne sich etwa einen Bonus für den Kauf von Holzprodukten vorstellen oder geringere Mehrwertsteuern. "Warum nicht auch Prämien für eine Verschrottung von Küchen?" Mit einer Erholung der Märkte rechnet er in frühestens eineinhalb Jahren. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.6.2009)