Die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise hat das Vertrauen in eine auf Finanzvermögen basierende Altersvorsorge erschüttert. Diese "Lehre aus der Finanzkrise" zieht Ex-Wifo-Chef Helmut Kramer in der gleichnamigen, für die Raiffeisen Bausparkasse (RBSK) erstellten Studie.

"Langfristig gesehen sind Aktien zwar die ertragreichste Anlage", so Kramer. Im Vergleich mit Anleihen oder Schatzscheinen waren sie gemäß seiner Untersuchung mit einem Vorsprung von rund drei Prozentpunkten am erfolgreichsten. Die Entwicklung in den letzten 130 Jahren lasse sich aber nicht auf die Zukunft extrapolieren; der Schluss, dass sich Wertpapiere für das Ansparen auf die Altersvorsorge eignen würden, wenn diese nur über einen entsprechend langen Zeitraum gehalten werden, sei deshalb falsch, erklärte der ehemalige Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts. "Ein Veranlagungshorizont von hundert Jahren ist für die Pensionsvorsorge viel zu lang. Es kommen viel eher Zeiträume von 10 bis 30, maximal 40 Jahre in Betracht", so Kramer am Mittwoch bei einem gemeinsamen Pressegespräch mit RBSK-Chef Erich Rainbacher.

Die stürmische Hausse an den Kapitalmärkten in den letzten Jahren habe die Möglichkeit der Eigenvorsorge durch Ansparen und Erwerb einer eigenen Wohnung etwas in den Hintergrund treten lassen. Die Krise und ihre konjunkturellen Folgen zeigen aber nun, dass sich bei der Veranlagung von Ersparnissen "konservative" Veranlagungsprinzipien auf Dauer bewähren würden.

Unsichere Pension

Für die staatliche Pension hat Kramer im Übrigen keine allzu rosige Aussichten parat: "Die Versprechungen der staatlichen Pensionsvorsorge sind nicht haltbar", so der Ex-Wifo-Chef, und zwar "auch unabhängig von der Staatsverschuldung", die Kramer schon in nächster Zeit bei 80 Prozent des Bruttoinlandsproduktes sieht. (Die Maastricht-Kriterien ziehen die Grenze bei 60 Prozent, Anm.). Die Netto-Ersatzrate - also die Relation zum letzten Aktivbezug - dürfte auf längere Sicht für aktive Arbeitnehmer von 60 auf 50 Prozent sinken, erwartet Kramer.

Bei Pensionisten, die in einem Mietverhältnis stehen, bedeuten die finanziellen Aufwändungen fürs Wohnen einen beachtlichen Teil des Ruhestandseinkommens. Umgekeht steigt die Kaufkraft eines Haushaltes erheblich, wenn dieser große Posten entfällt, weil die entsprechende Immobilie im Eigentum des Nutzers steht. Eigentum gebe Sicherheit, sorge für einen "angenehmen Ruhestand", und sei außerdem "auch eine Vorsorge für unterstützungsbedürftige Nachkommen", so Kramer.

Immobilien würden also eine höhere Sicherheit gewährleisten, auch in Krisenzeiten, in denen selbst Staatsanleihen oft keine sichere Rendite bieten. Allerdings deckt auch Wohneigentum nicht alle Bedürfnisse in der Pension ab, weshalb es notwendig sei, diese Form der Altersvorsorge mit anderen Vorsorgesystemen zu kombinieren, rät Kramer.

Neues Produkt "Immobilienpension"

Seit Kurzem bietet die Raiffeisen Bausparkasse mit der so genannten "Immobilienpension" ein neues Produkt an: In einer Mischung aus Bausparen und Pensionsversicherung können Interessierte - ab einem Alter von 65 Jahren - auf ihre Immobilie ein Bauspardarlehen als "lebenslange Zusatzpension" aufnehmen. Bis zum 85. Lebensjahr erfolgt die monatliche Auszahlung aus dem Darlehen, danach übernimmt die Raiffeisen Versicherung die weiteren Auszahlungen. "Die Erben entscheiden später, ob sie die Liegenschaft übernehmen und das Bauspardarlehen zurückzahlen wollen oder ob die Liegenschaft verwertet werden soll", erklärt Rainbacher.

Konzipiert worden sei das Produkt für Senioren, die Pflegemaßnahmen finanzieren oder ihren Wohnraum altersgerecht adaptieren lassen wollen. Es werde mit Sicherheit "kein Massenprodukt, aber ein Angebot, das von dem einen oder anderen genützt werden kann", so der Chef der Raiffeisen Bausparkasse.

Plädoyer für den "Sanierungsscheck"

Rainbacher plädierte am Mittwoch auch dafür, die Aktion "Sanierungsscheck" des Bundes unbedingt fortzuführen. "Es ist ein gutes Geschäft für den Finanzminister", und in diesem Bereich Geld in die Hand zu nehmen, sei in jedem Fall "sinnvoller, als eine Pönale für die Nichterreichung der EU-Klimaziele zu zahlen". (map, derStandard.at, 17.6.2009)