Andreas Fink untersucht die Arbeitsweise des Gehirns.

Foto: Initiative Gehirnforschung Steiermark

Zündende Ideen kommen nicht gern unter Zeitdruck. Viel eher scheint der kreativen Inspiration eine "entspannte, kritikfreie Atmosphäre, die frei von Angst und Bewertungen ist, zuträglich zu sein", fasst Psychologe Andreas Fink zusammen. Fundierte und systematische Untersuchungen zu den Einflüssen auf kreative Denkprozesse gibt es kaum. Mit seiner Habilitation legte der 33-Jährige, der noch bis Ende September eine Vertretungsprofessur für Persönlichkeitspsychologie an der Universität Potsdam innehat, eine Reihe neurowissenschaftlicher Studien zum Thema vor. Das Werk wurde heuer mit dem Preis für innovative Arbeiten des Berufsverbands Österreichischer Psychologinnen und Psychologen ausgezeichnet.

Um der Arbeitsweise des Gehirns auf die Spur zu kommen, stellte Andreas Fink seinen Testpersonen Denk- und Problemlösungsaufgaben: Woher kommt ein Leuchten in der Dunkelheit? Was erwartet dich am Ende einer Kletterpflanze, die bis in den Himmel reicht? Während sich die Probanden möglichst originelle Vorschläge einfallen ließen, zeichneten Fink und sein Team ihre Hirnströme auf. Die Ergebnisse zeigen, dass "Kreativität kein mystisches Phänomen darstellt, sondern mit gewöhnlichen Denkprozessen einhergeht", erklärt der Forscher, der gerne Zehn-Kilometer-Läufe absolviert oder in die Berge geht, um selbst den Kopf freizubekommen. Und: Kreatives Denken kann durch einfache Denkübungen wirksam trainiert werden. Das führt nicht nur zu einer Verbesserung der kreativen Denkleistung, sondern geht auch mit Veränderungen in Gehirnfunktionen einher. Das Gehirn bleibt also das ganze Leben plastisch, trainierbar und lernfähig.

Eine besonders wichtige Aufgabe sieht Andreas Fink darin, schon bei den Jüngsten - Hochbegabten ebenso wie Benachteiligten - kreative Fähigkeiten bestmöglich zu fördern. Nach der Matura wollte der Grazer eigentlich die Sozialakademie besuchen. Weil es damals aber nur wenige Plätze gab, begann er mit Psychologie. Zum Umstieg kam es nie, denn er schloss das Studium in Mindestzeit ab. Als Zivildiener bei "Jugend am Werk" begleitete und betreute er Kinder und Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen. Die dort gesammelten Erfahrungen motivieren ihn bis heute, "als wissenschaftlich tätiger Psychologe in praxisnahen Feldern aktiv zu sein".

2004 begann seine intensive Zusammenarbeit mit dem Grazer Lese- und Rechtschreibinstitut sowie dem bundesweiten "Verein zur Förderung legasthener und unter erschwerten Bedingungen lernender Menschen", dessen stellvertretender Obmann er ist. In Projekten mit verschiedenen Institutionen geht es stets um die Entwicklung und empirische Überprüfung von Tests und Trainingsprogrammen sowie die Identifikation von Bedingungen, die förderlichen oder hemmenden Einfluss auf die Kreativität von Kindern ausüben können. (Astrid Kuffner/DER STANDARD, Printausgabe, 17.06.2009)