Brüssel/Berlin - In der rezessionsgeplagten Eurozone sind zu Jahresbeginn so viele Jobs abgebaut worden wie nie zuvor. Wie das Europäische Statistikamt mitteilte, wurden im ersten Quartal 1,2 Millionen Stellen gestrichen, besonders viele in Spanien und Griechenland. Seit Beginn der Aufzeichnungen 1995 hat es noch nie einen derart drastischen Rückgang gegeben, im Vergleich zum Vorquartal fiel die Zahl der Beschäftigten um 0,8 Prozent auf 146,2 Millionen. Bereits Ende 2008 fiel die Beschäftigtenzahl um 0,4 Prozent. Experten sehen nun die Konjunkturentwicklung bedroht: "Spürbar schwächere Arbeitsmärkte bedrohen eine wirtschaftliche Erholung in der Eurozone" , meint Ökonom Howard Archer von IHS Global Insight.

"Fünf Millionen Arbeitslose"

Nach Einschätzung der Deutschen Bank droht Deutschland gar ein Anstieg über den Negativrekord von 2005, damals waren 4,86 Millionen ohne Job: "Die Arbeitslosenzahl wird im Winter 2010 über fünf Millionen steigen" , sagt Chefvolkswirt Norbert Walter. Eine Wende werde es erst im Frühjahr 2011 geben, wenn die Wintermonate überstanden seien. Arbeitsmarktforscher halten fünf Millionen Arbeitslose 2010 für unwahrscheinlich, würde dies doch bedeuten, dass die Arbeitslosenzahl innerhalb von eineinhalb Jahren um mehr als 1,5 Millionen nach oben ginge.

Walter hatte zwar schon bei seinen Prognosen über das Wirtschaftswachstum viel Kritik von Kollegen und Politikern geerntet, seine düsteren Vorhersagen von Rückgängen über fünf Prozent wurden von der Realität jedoch sogar überholt. Inzwischen geht selbst die Bundesregierung von einem Wachstumsrückgang um sechs Prozent aus. (pfb, Reuters, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.6.2009)