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Foto: AP Photo/Rui Vieira-pa

New York/Wetzlar - Es gibt keinen "schuldigen Hundeblick", der Hundebesitzer darüber informiert, ob ihr Vierbeiner tatsächlich etwas angestellt hat oder nicht. Das unterwürfige Verhalten des Hundes beruht nicht auf dessen Erinnerung an eine in der Vergangenheit begangene Missetat, sondern ist nur die Reaktion auf die Erwartungshaltung ihres Besitzers - speziell wenn dieser eine aggressive Körpersprache in der Konfrontation danach einnimmt: Für den Hund eine ganz andere Situation, die mit der davor nichts zu tun hat.

Ein Experiment unterstreicht dies: Die Verhaltensforscherin Alexandra Horowitz vom New Yorker Barnard College bat Versuchspersonen, ihren Hunden einzuschärfen, dass sie bei ihrer Abwesenheit einen mit Leckerbissen gefüllten Fressnapf nicht anrühren sollten. Nach kurzem Verlassen des Zimmers teilte man manchen Probanden mit, ihr Hund habe gefressen, anderen, er habe sich korrekt verhalten. Das stimmte jedoch in vielen Fällen nicht mit der Realität überein. Einen "schuldigen Blick" glaubten in Folge am ehesten diejenigen Hundebesitzer bei ihren Tieren zu erkennen, die sie wegen des verbotenen Fressens gerügt hatten. Andere Tiere wurden gelobt, obwohl sie gefressen hatten - und zeigten trotzdem keine Anzeichen von Schuld. Horowitz berichtet über ihr Experiment im Journal "Behavioural Processes".

"Dass Hunde ein schlechtes Gewissen hätten, entspringt allein den ethisch-moralischen Vorstellungen des Menschen", bestätigt auch die Tierverhaltenstherapeutin Heidi Bernauer-Münz. "Hunde sind andauernd damit beschäftigt, Nuancen des Verhaltens ihres Besitzers zu lesen. Ein Blick genügt ihnen um zu wissen, dass Ärger auf sie zukommt, besonders bei aggressiver Körpersprache des Menschen." (pte/red)