Der Motorrad- und Sportwagenhersteller KTM Sportmotorcycles kann eine Haftung Oberösterreichs im Volumen von 33,6 Millionen Euro in Anspruch nehmen. Nach der Haftungsübernahme für den Faserhersteller Lenzing geht das Land damit innerhalb eines halben Jahres die zweite größere Verpflichtung ein. Weitere dürften folgen: Eine Sprecherin von Landeshauptmann Josef Pühringer sprach von zehn zusätzlichen Fällen, die geprüft werden.

Nähere Angaben wurden nicht gemacht. Allerdings dürfte sich die Amag unter den ansuchenden Betrieben befinden. Das Land will den Betrieb angesichts der Turbulenzen rund um Hauptaktionär Constantia Packaging in Oberösterreich halten.

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Linz/Mattighofen - Das Land Oberösterreich übernimmt Haftungen für Kredite des Motorradherstellers KTM-Sportmotorcycles. Der Haftungsrahmen beträgt 33,6 Millionen Euro. Dies wurde am Montag in einer Pressekonferenz bekannt gegeben.

KTM baut vor allem Geländemaschinen (Motocross, Enduros), seit einigen Jahren aber auch Tourer und Straßenmotorräder - allesamt im Hochpreissegment. Von der Wirtschaftskrise wurden die Oberösterreicher voll erwischt, in den USA sowie in einigen wichtigen Märkten in Europa (vor allem in Spanien) kam es seit dem Herbst des Vorjahres zu Nachfrageeinbrüchen. Das Sportwagenprojekt (KTM X-Bow) kam im Absatz auch nicht so richtig in die Gänge.

Absatz halbiert

Im ersten Halbjahr 2008/2009 halbierte sich der Fahrzeugabsatz im Jahresvergleich fast, der Hersteller fuhr tief in die roten Zahlen (Nettoverlust nach Steuern: 44,5 Mio. Euro; Ebit-Minus: 9,0 Mio. Euro). Das Resultat daraus waren einerseits Personalmaßnahmen: Rund 300 Beschäftigte wurden bisher abgebaut, rund 730 der insgesamt knapp 1500 Mitarbeiter in Österreich bis August in Kurzarbeit geschickt.

Andererseits brannte der Auspuff auf der Finanzierungsseite: Die am 11. Mai 2009 fällig gewordene KTM-Anleihe - Volumen: 90 Mio. Euro - konnte nur mithilfe eines Bankenkonsortiums (unter Führung von Erste Bank und Raiffeisen Zentralbank, die beiden Institute waren auch bei der Emission federführend) zurückgezahlt werden. Bisher kurzfristige Liquiditätslinien seien in langfristige Kreditlinien umgeschichtet worden, erklärte damals die Unternehmensführung.

Gespräche seit Frühjahr im Laufen

Die Gespräche mit dem Land sind ebenfalls seit dem Frühjahr am Laufen gewesen, der formelle Antrag ist am 2. Juni gestellt worden. Das Land hatte bereits Ende 2008 für den oberösterreichischen Faserhersteller Lenzing eine Haftung in Höhe von 350 Mio. Euro übernommen (Lenzing-Eigner B&C Stiftung kaufte der Bank Austria Genussrechte ab). Die beiden Großbetriebe dürften nicht die Letzten sein, die in den Genuss einer Landeshaftung kommen. Laut einer Sprecherin des Landeshauptmanns werden derzeit zehn weitere Fälle geprüft. Details wurden nicht öffentlich genannt. Als Gesamthaftungsrahmen ist gesetzlich eine Milliarde Euro vorgesehen.

Amag in Turbulenzen

Die Innviertler Amag gehört zu jenen Unternehmen. Das Aluminiumwerk in Ranshofen ist in die Turbulenzen rund um Immofinanz und Constantia Privatbank geraten: Die Amag gehört zu 16,55 Prozent der niederländischen Constantia Packagingn B.V. (Turnauer-Erbin Christine de Castelbajac), der Rest gehört der Constantia Packaging AG. Die steht derzeit minderheitlich zum Verkauf. Das Land sei "daran interessiert, seine helfenden Hände zu reichen, damit Constantia und Amag nicht ins Ausland gehen" , sagen Involvierte. (szem, gra, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 16.6.2009)