Bild nicht mehr verfügbar.

Natürlich sind Deutsche und Spanier im Hockey noch viel besser als Österreicher. Bei den Olympischen Spielen in Peking gewann Deutschland (links Benjamin Weiss) Gold und Spanien (Alexandre Fabregas) Silber.

Foto: AP/Rycroft

Wien - Vielleicht kaprizieren sich die Österreicher und deren Medien einfach auf die falschen Sportarten. Mit Fußball wird es nichts mehr werden, Hermann Maier ist auch nicht mehr der Jüngste, Markus Rogan muss erst zeigen, dass er noch wettbewerbsfähig ist, die Leichtathleten sterben überhaupt aus, und die Radfahrer liefern irgendetwas zwischen Kabarett und Kriminal. Bleibt Hockey. Die erfolgreichste männliche Mannschaftssportart Österreichs bei Olympischen Sommerspielen (die Handballdamen sind natürlich die insgesamt beste Truppe). Die Nationalmannschaft hat im Unterschied zu allen anderen Ballsportarten echte Chancen, sich zunächst für die WM zu qualifizieren. Sie belegte 2008 Rang 21 in der Welt und Platz elf in Europa.

Das Abschneiden in der WM-Qualifikation entscheidet darüber, wie der Fahrplan zu den Olympischen Spielen in London aussieht. Sabine Czech, die Sportmanagerin des Hockeyverbandes, ist studierte Sportwissenschafterin und spielt selbst: "Wir haben ein Projekt 2012 für die Spiele in London entworfen, wir haben Chancen, dort zu spielen, aber es wird ohne Unterstützung nicht gehen." Der Verband hat bei dem seit kurzem "Team Rot-Weiß-Rot" benamsten Spitzensportfördergremium (ehemals "Top Sport Austria") um eine Projektförderung von 120.000 Euro angesucht. Mittlerweile wurden 70.000 zugesagt. Angesichts der Entwicklung und der Aussichten sollte die Zustimmung zum Rest eine Formsache sein.

In Österreich bewegen sich rund 1000 Menschen mit Stock und Bällchen über ein Feld, da sind die Kinder mitgerechnet. Die Spieler der Staatsliga können sich geldmäßig nicht beklagen, die Mitgliedsbeiträge kann sich jeder leisten, und für die Kosten von Trainingslagern und wissenschaftlichen Untersuchungen kommen manchmal Verein und Verband auf. Das ist gar nicht so selbstverständlich, denn in Österreichs überdüngter Förderlandschaft dürfen ausgerechnet Ausgaben für die Beschickung von (internationalen) Wettkämpfen nicht mit der Spitzensportförderung abgerechnet werden. Ein bemerkenswerter, die Sparsamkeit fördernder Grundsatz, denn dadurch überlegen sich kleine Verbände - also alle außer Fußball-, Schwimm- und Skiverband -, ob sie Athleten noch zu Wettkämpfen in die Welt hinausschicken. Da solcherart die Wettbewerbsfähigkeit verlorenzugehen droht oder erst gar nicht einsetzt, erspart sich der vorausblickende Verband die einschlägigen Kosten und fügt sich ohne aufzufallen in das Förderungsschema. Womit die Sinnhaftigkeit des bürokratischen Prinzips bewiesen wäre.

Der Hockeyverband will es offenbar dennoch wissen, das Herrenteam hat sich vom elften Platz bei der Hallen-EM (2001) auf den dritten Platz (2008) hochgerackert. Für die Hallen-WM 2007 konnte es sich noch nicht qualifizieren, die Hallen-EM 2007 schloss es als Sechster ab. Auf dem Feld gehört es zu den zehn besten Nationen Europas. Nicht schlecht für ein Reservoir von maximal 35 international herzeigbaren Männern.

Wille reicht nicht

In Amsterdam trifft das Herrenteam im Rahmen der EM (ab 23. August) auf die Besten, Niederlande, Spanien (Olympia-Vize 2008), Belgien, Deutschland (Olympiasieger 2008), Frankreich, England. Österreichs Ziel: Platz 6. Czech: "Wir sind an einem Punkt angelangt, wo es mit Wille, Geist und Einsatz, aber ohne zusätzliche Mittel nicht weitergeht. Denn für die notwendige Ausweitung der Trainingszeiten fehlt das Geld."

In Deutschland wird nicht nur das beste Hockey Europas und der Welt gespielt (die althergebrachten Elite-Stockträger aus Indien und Pakistan kämpfen mit fundamentalen Finanzproblemen), dort werden im Unterschied zu Österreich auch Teamsportarten von der Sporthilfe gefördert. Das österreichische Heer nimmt entgegen seinen strikt anti-individualistischen Grundsätzen nur Einzelsportler in sein Programm auf. Aber das muss ja angesichts der Reformfreudigkeit des Ministers Norbert Darabos und der bekannt flexiblen heimischen Bürokratie nicht so bleiben. (Johann Skocek, DER STANDARD Printausgabe 15.06.2009)