Grausam niedrige Umfragewerte (25 Prozent), ein Spitzenkandidat, der nicht einmal die eigenen Leute zu begeistern vermag, ein politischer Schlingerkurs in der ebenso aktuellen wie brisanten Frage "Staatshilfe für Unternehmen" - das sind die Zutaten, aus denen sich die deutschen Sozialdemokraten bis zur Bundestagswahl am 27. September einen Sieg backen wollen. Aussichtsloser geht es eigentlich kaum noch.

Immerhin scheint der blasse Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier endlich aufgewacht zu sein und bemüht sich, zumindest ein kleines Feuerchen in seine Wahlkampfauftritte zu legen. Doch das allein wird kaum nützen, um Anhänger und Wähler zu mobilisieren. In jahrelangen Flügel- und Personalkämpfen hat sich die SPD so zerschlissen und aufgerieben, dass sie für die letzten Kilometer auf dem Weg ins Kanzleramt einfach zu schwach ist.

Positiv anzurechnen ist der Parteispitze zwar, dass sie nach dem Debakel bei der EU-Wahl (SPD 20,8 Prozent, Union 38 Prozent) nicht doch noch ihr Heil in jener Kurskorrektur sucht, die nun die Linken wieder fordern. Dann wäre die letzte Glaubwürdigkeit verloren. Man tut sich ohnehin mit der aktuellen Politik schwer genug - etwa bei der Überlegung, ob man Karstadt-Mutterkonzern Arcandor mit Steuergeld helfen sollte. Ja, sagte SPD-Chef Franz Müntefering. Nein, erwiderte Finanzminister Peer Steinbrück.

Was also nun den Endspurt ins Bundeskanzleramt betrifft, so kann die SPD zurzeit nur auf ein Wunder hoffen. Aber die gibt es ja bekanntlich immer wieder. (Birgit Baumann/DER STANDARD, Printausgabe, 15.6.2009)