Kulturforum? Shoppingcity? Oder, ja auch das stand zur Debatte: ein Hotel. Die Vorschläge für die Nutzung der ehemaligen Hofstallungen waren ausgesprochen fantasievoll. 1981 gründete die damalige Wissenschaftsministerin Herta Firnberg (SPÖ) eine Arbeitsgruppe für die Neustrukturierung der Bundesmuseen. Diese empfahl, den "Messepalast" mitten in der Stadt in eine Museumsinsel zu verwandeln. Das Centre Pompidou in Paris war schickes Vorbild.

Doch bis zur Eröffnung des Museumsquartiers im Juni 2001 vergingen zwanzig äußerst diskussionsreiche Jahre, ein politischer Ja-nein-vielleicht-Zickzackkurs wurde eisern beibehalten. Parteienstreit gefährdete das Gemeinschaftsprojekt von Bund und Stadt. Letztere wollte ein Kommunikationszentrum, der Bund eine Museumsinsel, am besten verbunden mit Kunst- und Naturhistorischem Museum.

Erhard Busek (ÖVP), seit 1991 Wissenschaftsminister, nannte das 60.000-Quadratmeter-Areal erstmals "Museumsquartier"; das Projekt der Brüder Manfred und Laurids Ortner, das aus dem Architekturwettbewerb siegreich hervorgegangen war, lobte er "als kulturelle Manifestation der Republik".

Doch jedem prominenten Kontra folgten ebenso hochkarätige Pros. Vor allem die zwei Türme - einer für die Bibliothek, einer für Büros - als weithin sichtbare Zeichen für Kunst und Kultur sorgten für Wirbel. Zuerst fiel der erste, dann der zweite Turm: Neben 140 Prominenten kampagnisierte auch die Kronen Zeitung dagegen (angeblich fürchtete der damalige Leiner-Chef und Dichand-Freund Herbert Koch um einen barrierefreien Blick von seiner Terrasse). Schließlich entschied Bürgermeister Helmut Zilk (SPÖ) gegen die Errichtung des "Leseturms".

1996, nach zahlreichen Adaptionen, wurde der Baubeschluss gefasst, 2001 ein architektonisch abgespecktes Museumsquartier mit Moderne- und Leopold-Museum, der städtischen Kunsthalle und Off-Spaces eröffnet. Doch die Innenhöfe waren von Anfang an zumindest gleich attraktiv wie das Kultur-Programm. Bei ersten Befragungen sagten 84 Prozent der Besucher, ohne bestimmten Zweck ins Museumsquartier gekommen zu sein; die meisten wollten allerdings später der Kunst wegen wiederkommen. Neun Prozent waren ehrlich genug zuzugeben, dass ihnen das kulturelle Angebot egal ist. (Andrea Schurian, DER STANDARD Pint-Ausgabe, 13./14.06.2009)