Plantschen in der Thermenregion des Burgenlandes wird ab Herbst auch in einem neuem Großprojekt möglich sein. Im Seewinkel wird an der "St. Martin's Lodge" gebaut.

Foto: St. Martin's Therme und Lodge

Wibag-Direktor Peter Schmitl zieht Bilanz zwischen Betriebs- und Volkswirtschaft.

***

Eisenstadt - Heuer am 11.11., genau am Martinitag, wird das Burgenland sein ehrgeizigstes Tourismusprojekt abgeschlossen haben. An diesem Tag wird die Seewinkeltherme in Frauenkirchen und das dazugehörige Hotel eröffnet. Zusammen ist das dann die "St. Martin's Lodge" , denn dieses Warmbad Seewinkel ist zugleich eine Art Pionierprojekt der Österreich Werbung. Verkauft werden soll nämlich, sagen die obersten Tourismuswerber, nicht nur das warme Wasser und die vielsternige Unterkunft, sondern die ganze Gegend. Und das eben heiße dann Lodge.

Mehrheitseigentümer des Frauenkirchner Leitbetriebes ist, wie bei den meisten anderen Thermenprojekten des Landes, die landeseigene Wirtschaftsservice Burgenland AG, die Wibag. Und deren Direktor, Peter Schmitl, ist klarerweise voll des zuversichtlichen Lobes für das Lodge-Konzept. "Im Umkreis von 60 Kilometern leben drei Millionen Menschen, es gibt mit dem Nationalpark eine außergewöhnliche Gegend, und wir haben hier jetzt schon 20.000 Betten."

Die Wibag, die seit 1995 die europäische Ziel-1-Förderung im Land abwickelt, will auch hier nur Impulsgeber sein. "2012, spätestens 2013 werden wir uns zurückziehen. Wir halten 77 Prozent, den Rest die Seewinkler Gemeinden, dafür haben wir aber ein Call-Option. Es wird also eine Privatisierung zu 100 Prozent."

Kritik des Landesrechnungshofs

Ob's das spielt, wird sich freilich erst weisen. Die bisherigen Privatisierungserfahrungen waren eher ernüchternd. Im Vorjahr bemängelte etwa der Landesrechnungshof ausdrücklich, dass die Heiltherme im altehrwürdigen Kurort Bad Sauerbrunn unter dem Buchwert verkauft wurde, was Schmitl allerdings bestreitet, denn man habe durch den Verkauf ja auch stille Reserven heben können. Dass es kein ansehnliches Geschäft gewesen ist, bestreitet er allerdings nicht. Gar kein Geschäft war die Privatisierung des Ressorts im südburgenländischen Stegersbach. "Betriebswirtschaftlich war das sicher kein Erfolg, da waren wir aber auch viel zu kurz drinnen."

Ob das mittelburgenländische Lutzmannsburg so ein Erfolg sein wird, kann noch nicht gesagt werden. Die für heuer geplante Privatisierung der "wahrscheinlich erfolgreichsten Therme in ganz Österreich" wurde verschoben. Neuer Termin ist das Jahresende 2010, so bis dahin der Verschiebungsgrund weggefallen ist: die Krise.

Zum gesamten Thermenprogramm seit 1995 hat die Wibag - und damit das Land - runde 300 Millionen beigetragen, was ziemlich genau jenem Betrag entspricht, der durch den Rauchfang der Bank Burgenland verschwunden ist. Allerdings, sagt Schmitl, sind davon nur knappe 80 Millionen unmittelbares Eigenkapital, der Rest Kredite, die ein Käufer natürlich mit übernehmen muss.

Ob eine Therme überhaupt autonom betriebswirtschaftlich sinnvoll betrieben werden kann, lässt sich aus den burgenländischen Erfahrungen nicht ablesen. In Lutzmannsburg, wo man sich an Familien mit Kleinkindern richtet, könne man das, meint der Wibag-Direktor. Alle Thermen zusammengenommen, ließe sich, sagt Schmitl, sagen: "Wir sind stolz darauf, positiv zu sein, auch ohne dass wir die Umwegrentabilität dazurechnen." Freilich sagt er auch: "Mit Ausnahme von Stegersbach."

Allerdings sei das eben auch ein Beispiel für die Aufgaben einer Landesgesellschaft, die mehr im Blick haben müsse als nur die Betriebswirtschaft. Zum Beispiel das: "In den vergangenen fünf Jahren haben sich rund um die Thermen die Arbeitsplätze verdreifacht."

Gleich alles neu

Dass das Burgenland diesbezüglich ein eher unbeschriebenes Blatt war, hält Peter Schmitl auch heute noch für einen Vorteil. Folgerichtig fürchtet er sich weder vor der steirischen noch vor der nun aufrüstenden ungarischen und slowakischen Konkurrenz. Die seien viel zu sehr auf ihre Tradition und die bestehende Infrastruktur fixiert, müssten erst einen Strukturwandel in die Wege leiten, müssten renovieren, "während wir gleich alles neu machen konnten" . Das sei ein immenser Wettbewerbsvorteil, "und daran wird sich zumindest in den nächsten Jahren nichts ändern" .

Dass das alles für die Wibag dann ein Geschäft gewesen sein wird, glaubt auch Peter Schmitl nicht. "Das war und ist auch nicht unser Ziel. Wenn wir die Investitionen zurückbekommen, dann war es ein Erfolg." Denn im Hinterkopf seiner Eigentümer gibt es ja immer noch das Primat der Umwegrentabilität, das der Wibag-Direktor mit einem schönen Beispiel illustriert.

Ein "führender Touristiker" habe ihn bezüglich Lutzmannsburg einmal gefragt: "Warum stellt ihr das am A der Welt hin?"

Schmitl darauf: "Eben weil es der A der Welt ist." (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13./14.6.2009)