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"The awesome power of electricity": Rock-Ikone Neil Young setzt nicht nur bei seiner Musik auf Strom, sondern auch beim Autofahren.

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Mit seinem umgerüsteten 1959er Lincoln Continental Mark IV, genannt "LincVolt", will Young beweisen, dass auch amerikanische Luxusschlitten umweltfreundlich sein können.

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Johnathan Goodwin hat dafür den Autoklassiker mit einem Hybridantrieb und Lithium-Eisen-Phosphat-Akkus ausgerüstet.

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"The awesome power of electricity/Stored for you in a giant battery/She don't use much though, that's smart for a car", singt Neil Young im Song "Fuel Line" über seinen "LincVolt".

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Wenn der Saft aus den Akkus knapp wird, steht zusätzlich ein mit Biosprit betriebener Wankelmotor zur Verfügung.

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Für Young repräsentiert der "LincVolt" die umwelfreundliche und friedensfördernde Zukunft der Automobiltechnologie. Den Beweis will er 2010 als Teilnehmer beim Rennen um den Automotive X Prize antreten.

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Wichita - "It's all about my car", singt Neil Young auf seinem jüngsten Album, und tatsächlich wird auf "Fork in the Road" ein goldenes Zeitalter des Automobils beschworen. Im Mittelpunkt steht dabei ein ganz besonderes, "LincVolt" genanntes Auto: Youngs umgerüsteter Lincoln Continental Mark IV, Baujahr 1959. Ursprünglich mit einem 7,5-Liter-V8-Aggregat und einem Verbrauch von gut 20 Litern alles andere als umweltfreundlich, läuft der Autoklassiker heute mit einem Hybridantrieb. Im kommenden Jahr will die Rock-Ikone mit dem riesigen Schlitten, der mit fast sechs Metern Länge zu den größten in Serie gebauten Autos seiner Zeit gehörte, an einem Rennen um den mit zehn Millionen Dollar dotierten Automotive X Prize teilnehmen. Gewinnen wird nicht das schnellste Auto, sondern das sparsamste.

"Repowering the American Dream"

Natürlich wäre es nicht Young, der ja vor nicht allzu langer Zeit ein Album und eine Tournee ganz der Kritik am damals noch amtierenden Präsidenten George W. Bush gewidmet hatte, wenn er mit dem LincVolt-Projekt nicht ein Anliegen verfolgen würde. "Repowering the American Dream" nennt der auf einer Farm in Nordkalifornien lebende Kanadier seine Vision. Ein Auto, das mit seinem geringen Verbrauch an Brennstoffen zu einem Ende von Kriegen um Energieressourcen und damit zu einer sichereren Welt beiträgt, steht als Hoffnung im Raum. Wobei Young um die Faszination der endlosen Highways und ausladenden Limousinen, die auch etliche seiner Songs speist, weiß.

Gefragt, warum er ausgerechnet mit einem alten Lincoln, einem Inbegriff für Spritschlucker, um einen Umweltpreis rittern will, gab Young zu Protokoll, dass es sich erstens um sein Lieblingsauto und zweitens "das verrückteste Design" handelt, "das die amerikanische Automobilindustrie je hervorgebracht hat". "Wenn wir wirklich einen Unterschied machen und umweltfreundliche Autos hervorbringen wollen, müssen wir auch eine emotionale Verbindung herstellen", weiß der Rockstar um die Gefühlsebene, die in Sachen Autos mitschwingt.

Johnny Magic

"The home of the heavy metal Continental/She was born to run on a Proud Highway/Now she goes long range on domestic green fuel/100 miles per gallon is the Continental Rule/Out on the Kansas two-lane flats near Wichita", erweist Young im Song "Johnny Magic" jenem Mann Tribut, dessen Know-how hinter dem "LincVolt"-Projekt steht. Jonathan Goodwin und seine in Wichita, Kansas, beheimatete Firma H-Line Conversions haben sich bereits mit der Umrüstung von Energiefressern wie Hummers, Cadillac Escalades und Jeeps einen Namen gemacht. Auch Arnold Schwarzeneggers Wagoneer stellte Goodwin auf Biodiesel um.

Youngs Lincoln hat Goodwin mit einem Hybridantrieb und Lithium-Eisen-Phosphat-Akkus, verstaut im Kofferraum, ausgerüstet. Als Backup gibt es einen Wankelmotor, der mit Biosprit sein Auskommen findet. Der Verbrennungsmotor springt nur dann an, wenn der Strom aus den Akkus knapp wird und dient zudem als Generator.

From the West to the East

"You can ride in my car/See how it rolls/Feel the new energy/As it quietly rolls", preist Young den "LincVolt" in "Singing a Song" an. Im Bewusstsein, dass sich nur mit dem Singen eines Songs die Welt nicht verändern lässt, wie es in einer weiteren Zeile heißt, tourt Young höchstselbst mit seinem Team im Auto durch die USA, um bei Politikern und Technikern Stimmung für die umweltfreundliche Technologie zu machen. Die Reise wird nicht nur auf der "LincVolt"-Website zu verfolgen sein, Young plant auch einen Film über die Tour, bei dem er, wie immer unter seinem Alias Bernard Shakey, Regie führt.

2010 soll es im Rahmen des Rennens um den Automotive X Prize von Kalifornien bis nach Washington D.C. gehen. Zehn Millionen Dollar wurden von Progressive Insurance ausgeschrieben, "um machbare, saubere und super-effiziente Autos zu designen, die die Leute kaufen wollen". Bei dem Wettbewerb müssen Young und sein Team einige Hürden nehmen. So gilt es unter anderem einen Geschäftsplan vorzulegen, nach dem sich mindestens 10.000 Stück des Autos in Serie produzieren lassen. Zudem müssen die Teilnehmer-Autos eine Reichweite von 100 Meilen pro Gallone Sprit, also rund 2,4 Liter für 100 Kilometer, erzielen. Anfangs schaffte der "LincVolt" 65 Meilen. Dennoch zeigen sich Young und seine Mitstreiter zuversichtlich, diese Vorgabe nicht nur zu erreichen, sondern sogar zu übertreffen. Ganz im Sinne Youngs bleibt dem "LincVolt" zu wünschen: "Long may it run!" (glicka, derStandard.at, 17. Juni 2009)