Wien - Der Chemiker, Romanautor und Dramatiker Carl Djerassi, der Chemiker Alfred Bader und der Chemiker und Wissenschaftshistoriker Robert Rosner sind neue Ehrenmitglieder der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung in Wien. Es seien drei "Vertreter des Exils aus Österreich, die nach ihrer Vertreibung durch den Nationalsozialismus ein besonderes Maß an wissenschaftlichem, wirtschaftlichem und kulturellem Engagement entwickelt haben und Hervorragendes geleistet haben und leisten", hieß es am Freitag in einer Aussendung.

Die Exilforschung werde "umso unerlässlicher sein", "wenn jene, die die Erfahrung der Verfolgung und Vertreibung selbst gemacht haben, nicht mehr am Leben sind", sagte Carl Djerassi laut Mitteilung bei der Verleihung. Daher forderte der 85-Jährige "endlich eine gesicherte öffentliche Finanzierung" für die Österreichische Gesellschaft für Exilforschung.

"Vater der Antibabypille"

Der Chemiker, "Vater der Antibabypille", Autor und Kunstsammler Carl Djerassi, geboren 1923 in Wien, stammt aus einem jüdischen Ärzte-Elternhaus. 1938 ging er über London in die USA ins Exil. Er wurde in organischer Chemie an der US-Universität Wisconsin promoviert, war Forschungsdirektor bei Syntex S.A. in Mexico und ist Verfasser zahlreicher wissenschaftlicher und literarischer Publikationen. Djerassi lebt in San Francisco (Kalifornien), London und Wien.

Der Chemiker, Kunstsammler und Stifter Alfred Bader, geboren 1924 in Wien als Sohn eines jüdischen Vaters und einer katholischen Mutter, floh 1938 nach England mit einem Kindertransport. Er wurde dann in ein kanadisches Kriegsgefangenenlager überstellt. Bader studierte in Kanada und später in den USA an der Harvard University in Cambridge. Er ist Mitbegründer der US-Firma Aldrich, die heute als Sigma-Aldrich zu den weltweit größten Zulieferern von Forschungschemikalien zählt. Der Unterstützer des Ignaz L. Lieben-Preises der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) lebt in Milwaukee, Wisconsin.

Der Chemiker und Wissenschaftshistoriker Robert Rosner, geboren 1924 in Wien, musste 1939 mit einem Kindertransport vor der nationalsozialistischen Verfolgung nach England fliehen. Er kehrte 1946 nach Wien zurück, studierte Chemie an der Universität Wien und war in der 1952 gegründeten Loba-Chemie als Forscher und als Verkaufsleiter tätig. Nach seiner Pensionierung studierte Robert Rosner Politikwissenschaften und Geschichte an der Uni Wien. Er ist Vizepräsident der Gesellschaft für Wissenschafts- und Technikdokumentation.

Die Gesellschaft für Exilforschung ist als Verein organisiert und wurde 2002 gegründet. Die Organisation versteht sich als Interessengemeinschaft von Forschenden zu den Themen Exil, Emigration, Verfolgte des Faschismus und Nationalsozialismus aus Österreich und seinem Umfeld. (APA)