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ÖFB-Präsident Leo Windtner zur Liga-Reform: "Das Ganze ist ja nicht nur in den Köpfen von ein paar Funktionären entstanden, sondern das ist das Ergebnis der im Rahmen der Zukunftswerkstätte eingesetzten Gruppe Sport, bei der auch externe Experten und die Bundesliga vertreten waren."

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derStandard.at: Wird Österreichs Fußball durch die Reform (Aufstockung der Ersten Liga auf 16 Vereine ab der Saison 2010/11 und Abschaffung der drei Regionalligen ab der Saison 2011/12) wirklich besser oder ist diese Entscheidung eher ein Kniefall vor den Wünschen der Bundesligisten?

ÖFB-Präsident Leo Windtner: Es ist schon so, dass nicht die gesamte Bundesliga Feuer und Flamme für diese Variante ist, oder?

derStandard.at: Für die Bundesligisten ist es sicher kein Nachteil, wenn die Amateurteams in der vergrößerten Ersten Liga eine gewisse Sicherheit haben...

Windtner: Aber da picken Sie nur ein Detail heraus, man muss in dem Fall schon den Gesamtkontext erkennen.

derStandard.at: Also Sie glauben, dass Österreichs Fußball durch diese Reform profitieren wird?

Windtner: Das ist auch der Grund, warum wir dem näher treten. Das muss natürlich von der Bundesliga noch entsprechend sanktioniert werden. Das ist klar. Es braucht eine Zweidrittelmehrheit. Aber das Ganze ist ja nicht nur in den Köpfen von ein paar Funktionären entstanden, sondern das ist das Ergebnis der im Rahmen der Zukunftswerkstatt eingesetzten Gruppe Sport, bei der auch externe Experten und die Bundesliga vertreten waren und diese Expertengruppe hat diesen Vorschlag gemacht und der ist nun von Seiten des ÖFB beschlossen worden. Ob auch die Bundesliga dem zustimmen wird, kann ich natürlich nicht abschätzen.

derStandard.at: Viele Regionalligisten beklagen, dass sie in den Planungs- und Entscheidungsprozess viel zu wenig einbezogen wurden. Ein berechtigter Vorwurf?

Windtner: Das ist Sache der einzelnen Landesverbände. Ich werde sicher nicht ex ÖFB auf die einzelnen Klubs hier in Österreich zugehen. Das ist ja nicht unsere Aufgabe. Dafür haben wir ja eine Organisationsstruktur mit Regions- und Landesverbänden.

derStandard.at: Glauben Sie nicht, dass durch die Eliminierung der Regionalligen die Kluft zwischen Landesliga und Erster Liga zu groß und der Aufstieg zu sehr erschwert wird?

Windtner: Diese Frage ist nicht ganz unberechtigt, allerdings wird die Kluft für jene Klubs, die Ambitionen haben, wirklich nach oben vorzustoßen, meistens nicht wirklich so groß, weil sie sich dafür entsprechend verstärken. Und man muss auch sagen, dass die Kluft von der Regionalliga zur bisherigen Adeg-Liga größer ist, als wenn man von der Adeg-Liga aufsteigt. Das sagen Experten.
Aber in der Causa gibt es viele Positionen, wir haben uns an die Gruppe Sport im Besonderen gehalten, die in Summe 40 Stunden analysiert und die jetzige Reform so vorgeschlagen hat.

derStandard.at: Viele Vereine werden künftig mit einem gewissen Motivationsproblem konfrontiert, weil ihnen die Perspektive des Aufstiegs fehlen wird. Die Regionalliga wäre noch im Bereich des Möglichen gelegen, die Erste Liga ist wohl für viele unerreichbar. Können sie dieses Problem nachvollziehen?

Windtner: Ich glaube, dass durchaus auch starke Vereine hinaufkommen können und wir auch wesentlich stärkere Landesligen bekommen. Tatsache ist, dass beispielsweise die Region West beabsichtigt, den Aufstiegsmodus anders auszutragen, nicht in Form von Qualifikationsspielen oder Relegationsspielen am Ende der Meisterschaft, sondern im Frühjahr in Form eines Playoffs.

Es gibt auch sehr viele Landesverbände, die die Regionalligen nicht mehr haben wollen. Ich konstatiere, dass dies österreichweit bei weitem nicht einheitlich ist, wie überhaupt in der Frage sowohl die Bundesliga als auch der ÖFB wenig Homogenität aufweisen. Die Frage wird ja jeweils auch aus Regions- und Vereinsbrille betrachtet, wie bei den meisten dieser Strukturreformen.

derStandard.at: Hätte man nicht auch eine Erste Liga mit 16 Vereinen installieren können und die Regionalliga in der jetzigen Form bestehen lassen können?

Windtner: Das stand auch zur Diskussion, es gibt diesbezüglich auch sehr viele wirtschaftliche Argumente. Die entscheidende Frage ist, wie viele Profi- und Halbprofi-Vereine verträgt der Wirtschaftsstandort Österreich.

derStandard.at: Von Seiten des ÖFB wurde über die Reform abgestimmt, obwohl das Aufstiegsprozedere noch nicht gänzlich geklärt ist. Ist das nicht unprofessionell?

Windtner: Das stimmt nicht oder wurde falsch interpretiert. Tatsache ist und es war Grundvoraussetzung, dass aus den drei Regionen jeweils ein Direktaufsteiger ermittelt wird.

derStandard.at: Aber der Modus steht noch nicht im Detail fest.

Windtner: Der wesentliche Punkt ist, dass es drei Fixaufsteiger geben wird, das Thema der Ermittlung müssen sich die Experten noch einmal anschauen. Ich kann dem Modell eines Frühjahrs-Playoffs durchaus etwas abgewinnen.

derStandard.at: Sie befürworten, dass die Amateurteams der Bundesligisten auch weiterhin in der Ersten Liga bleiben sollen. Wenn aber dann Bundesliga-Spieler in der Adeg-Liga eingesetzt werden, dann haben wir doch eine klare Wettbewerbsverzerrung, oder?

Windtner: Der wesentliche Punkt ist, dass in diesen Amateurteams auch Spieler mit viel Potential vorhanden sind, die entsprechend gefordert werden müssen. Und da ist es natürlich besser, dies auf der zweiten Ebene zu tun, als auf der dritten. Und der logische Schluss ist, dass die dritte Ebene ja in Zukunft die Landesliga sein wird und es keinen Sinn macht, Talente, die aus der Akademie herauskommen auf Landesliga-Ebene einzusetzen, wenn sie nicht gleich den Sprung nach ganz oben schaffen.

derStandard.at: Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Nationalteams trotz Niederlage in Serbien?

Windtner: Mit einer Niederlage kann und darf man nicht zufrieden sein, aber dass sich das A-Team spielerisch und kämpferisch gut dargestellt hat, das hat auch der österreichischen Fußball-Öffentlichkeit absolut gefallen. Ich glaube, dass wir diesen Weg weitergehen müssen, aber wir müssen den Ball flach halten und dürfen jetzt nicht abheben. Es geht nun doch scheinbar schrittweise nach vorne. (Thomas Hirner, derStandard.at, 10. Juni 2009)