Die Designerin stellt ein neues Teil der Herbst/Winterkollektion vor: Die Kapuze gibt es in unterschiedlichen Farben und ist gleichzeitig ein Schal

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Tier und Natur: Der Siebdruck mit den "paradiesischen" Mustern der Sommerkollektion

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Die Drucke sehen fast wie handgezeichnet aus, die Striche des Stifts sind noch zu erkennen

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"Geschockt" war Maye Riess. Die Textildesignerin und bildende Künstlerin verfasste vor drei Jahren ihre Diplomarbeit an der Akademie der Bildenden Künste (Meisterklasse Tapisserie) zum Thema konventionelle Baumwolle. Sowohl die ökologischen Folgen, als auch die sozialen Bedingungen bei der Produktion sieht sie kritisch. "Das muss auch anders gehen. Doch ich wollte nicht mit dem Finger zeigen, sondern gleich eine Alternative anbieten", sagt sie. Daher gründete sie als Anschluss an ihr Studium das Modelabel "mayi", bei dem sie Kunst und Design mit Nachhaltigkeit, Umweltfreundlichkeit und sozialem Engagement verbindet. Dafür gab es schon einige Preise und Förderungen. Auch das Ausland wurde auf dieses Konzept aufmerksam.

Alle Stoffe, die in den Kollektionen eingesetzt werden, kommen aus Ländern, in denen ArbeiterInnen nach Kollektiventlohnt werden und die Arbeitsbedingungen fairen Standards entsprechen. Auchbei der Stoffproduktion garantiert die Designerin die Einhaltung der GOTS(Global Organic Textile Standards), die für chemiefreien Anbau undsoziale Arbeitsbedingungen stehen. "Ich habe ein dreiviertel Jahr gebraucht, um Bio-Stoffe zu bekommen",erzählt Riess von den Anfangsschwierigkeiten. "Ich bestellte zu kleineMengen für meine Kollektion, hieß es. Doch dann wurden mir doch'Überhänger', also Überschussware, angeboten" sagt sie.

Bild: Das Atelier von Maye Riess mit einigen Stücken der aktuellen Sommerkollektion
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Der Unterschied liegt jedoch nicht nur im guten Kauf- sondern auch Tragegefühl: Biobaumwolle besitzt positive Eigenschaften, die konventionelle Baumwolle oft schon verloren hat: Außerdem wirkt sie Feuchtigkeits und Temperatur regulierend. Durch den chemiefreien Anbau der Baumwolle sind die Kleidungsstücke besonders hautfreundlich. "Die Kleidung, die wir tragen, wird meist mit erheblichem chemischen Aufwand erzeugt, die Reste tragen wir auf unserer Haut", sagt Riess. Denn die empfindliche Baumwollpflanze erhält bis zu 40 Spritzungen. Zum Vergleich: Eine Kartoffel erhält drei.

Das bleibt für die Bauern und Bäuerinnen nicht ohne Folgen. "Die ArbeiterInnen werden nicht vom Feld abgezogen, wenn gespritzt wird. Sie tragen schwere gesundheitliche Schäden davon und haben in manchen Gebieten eine Lebenserwartung von nur 35 Jahren. Nach meinen Recherchen hatte ich kein Bedürfnis mehr nach einem 5-Euro-T-Shirt", berichtet Riess.

Paradies erhalten

"Bei der Sommerkollektion wollte ich mit dem Thema Paradies arbeiten", sagt die Designerin. Schürzenröcke, Kleider und Shirts sind aus Stoffen in zarten Farben und mit Tieren und Pflanzen bedruckt. Riess hat die Drucke selbst gezeichnet, die Striche der Zeichnungen sind noch erkennbar und bleiben durch den Siebdruck am Stoff erhalten. "Oft prangen auf T-Shirts grelle und plakative Sprüche. Ich wollte etwas anderes machen und eine sanfte message senden und dazu ermuntern, dass wir uns das Paradies, das wir auf Erden haben, erhalten", erklärt sie. Die Verwendung der Biobaumwolle und die Fairness in der Fertigung der Stoffe verbinden sich mit der Idee des Designs.

Bild: Aus der Sommerkollektion von Maye Riess: Angenehme Stoffe, die durch die Biobaumwolle sehr hautverträglich sind
Credit: Maye Riess

Preise und Förderungen

Die Mode und die Idee des Labels kommen gut an, berichtet Riess. Kurz nach der Gründung wurde mayi zur renommierten Modemesse Premium nach Berlin eingeladen. Außerdem erhielt die Designerin die bedeutende Pioneer-Förderung von Departure, einer Plattform der Stadt Wien zur Förderung von Kunst, Design und Musik sowie die Förderung "go international" der Wirtschaftskammer. 2007 wurde ihre Mode mit dem ECO Design Award ausgezeichnet.

"Es ist dennoch nicht einfach, ein Einzelunternehmen zu führen. Ich biete zwei Kollektionen pro Jahr an, die ich vorfinanzieren muss", sagt sie. Die Mode von Maye Riess wird zum Beispiel bei "The Hot Dogs" in der Zollergasse im siebten Wiener Gemeindebezirk angeboten. (jus, derStandard.at, 10. Juni 2009)