Jobs in jungen Jahren

Nur wenige Themen scheinen reizvoller zu sein als Spekulationen über das Wohlbefinden von Steve Jobs. Vergangene Woche brodelte die Gerüchteküche über ein bevorstehendes Comeback.

Der Magier

Dabei weiß keiner besser als der Magier, dass sein Auftauchen vergangenen Montag vor allem eines bewirkt hätte: Alle Produktneuerungen in seinen übergroßen Schatten zu stellen. Die Spekulationen verkennen, worin Jobs' besonderes Talent liegt: Produkten eine angemessene Bühne zu bieten - und sie nicht zum nebensächlichen Accessoire seiner Person zu machen.

Ein zurückgezogener Star

Richtig, Jobs ist ein Star, aber ein zurückgezogener. Der Apple-Chef tritt nur vier-, fünfmal im Jahr öffentlich auf, hält nie Pressekonferenzen ab und gibt handverlesenen Journalisten bestenfalls zwei, drei Interviews. Ansonsten weiß man über sein Privatleben sehr wenig, und Mitarbeiter sprechen über ihn bestenfalls erst dann, wenn sich die Wege dauerhaft getrennt haben, was belegt: Präsenz und Charisma sind ein spirituelles, nicht notwendigerweise physisches Prinzip.

Die Antwort auf die häufig gestellte Frage nach Apple ohne Jobs hat das vergangene halbe Jahr gegeben. Apple baute seine Marktanteile aus, verkaufte seine Premium-Produkte überdurchschnittlich gut und hält und gewinnt Kunden weiterhin mit ausgezeichneten Produkten. Der Aktienkurs stieg seit Jahresbeginn um rund 65 Prozent, wesentlich besser als jener des Rests der Branche.

"Übervater"

Jobs soll bis Ende Juni nach halbjähriger gesundheitlicher Absenz zurückkehren. Vielleicht bleibt ja die schon vollzogene neue Ordnung erhalten, mit Jobs als "Übervater" (seit Freud wissen wir, dass Eltern durch Projektion stark wirken) und einer Handvoll talentierter Manager als Erfüller seines (vermutlichen) Willens. Geht doch ganz gut, und nur weil das Setting einmal auch nicht funktionieren könnte, hält dies heute niemanden vom Kauf von Apple-Produkten ab.

Hohe Konsistenz und geringe modische Fluktuationen

Diese zeigen hohe Konsistenz und geringe modische Fluktuationen, wovon schon das konservative äußere Design zeugt. Auch das ein Missverständnis bezüglich Apple: dass es nur wegen seines guten Aussehens und nicht ob der Qualität seiner Funktion gekauft wird. Denn selten sehen in dieser Branche neue Produkte so alt aus wie jene von Apple: dritte Generation - und kaum Änderungen gegenüber dem ersten iPhone. (helmut.spudich@derStandard.at, DER STANDARD Printausgabe, 10.6 2009)