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Lufthansa-Chef Mayrhuber: Bei der Übernahme der Swiss gab es mehr Ertragssynergien, weil die Swiss, anders als die AUA, ein Konkurrent war und nicht Mitglied im Star-Alliance-Verbund.

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Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber erwartet heuer einen 20-prozentigen Rückgang bei den Erlösen. Kurt Hofmann erzählte er bei der Iata-Tagung in Kuala Lumpur, dass bei der AUA einiges an der Kostenseite zu tun bleibt.

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STANDARD: Hat der Rückgang an Passagieren im Soge der schwersten Luftfahrtkrise zumindest bei Lufthansa den Tiefpunkt erreicht?

Mayrhuber: Ich glaube, wir haben die Talsohle erreicht, und die Nachfrage stabilisiert sich auf diesem Niveau. Aber wir sehen keine Erholung der Yields, also bei den Erträgen, vor allem durch den Rückgang bei den First- und Business-Class-Passagieren. Für 2009 erwarte ich für Lufthansa einen rund zehnprozentigen Passagierrückgang und einen Rückgang von ungefähr 20 Prozent bei den Erlösen. Wenn wir es schaffen, heuer positiv zu bilanzieren, ist das in Anbetracht der Situation, in welcher sich die Luftfahrt befindet, schon eine Leistung.

STANDARD: Muss Lufthansa angesichts der Krise Flugzeuge stilllegen?

Mayrhuber: Derzeit haben wir Kapazität in der Größenordnung von 30 Flugzeugen herausgenommen. Das sind kleinere 50-Sitzer-Regionaljets, aber auch größere Jets, wie der Airbus A300-600. Von diesem Modell haben wir bereits einige verkauft.

STANDARD: Wie hilfreich ist es in dieser Krise, mehrere Airlines wie die Swiss unter einem Dach zu haben?

Mayrhuber: Man kann im großen Verbund auftreten, hat mehr Flexibilität durch mehrere Marken und Drehkreuze, und man kann sich gegenseitig ergänzen. Dadurch können wir die Wahlmöglichkeit für unsere Kunden aufrechterhalten.

STANDARD: Würden Sie aus heutiger Sicht wieder auf Einkaufstour gehen und die AUA oder Brussels Airlines übernehmen?

Mayrhuber: Natürlich, wir würden das wieder tun. Aber vielleicht würden wir heute bei manchen Fluglinien einen anderen Kaufpreis verhandeln. Aber: Brüssel wird die Hauptstadt Europas bleiben. Auch nach dieser Krise. Und Brussels Airlines hat ein gutes Streckennetz nach Afrika, was ein Wachstumsmarkt ist. Das Problem für Wien und die AUA ist derzeit der Rieseneinbruch bei den Verbindungen nach Osteuropa, wo die Kaufkraft erheblich eingebrochen ist. Aber die Nachfrage nach Mobilität wird weiter bestehen und wachsen.

STANDARD: Reichen die von der AUA gesetzten Einsparungen aus?

Mayrhuber: Die AUA muss auf ihrer Kostenseite schon noch einiges tun. Und auch für die AUA gilt: Man sollte nicht mehr produzieren, als man verkaufen kann. Durch das Zusammengehen mit Lufthansa werden sicherlich auch Einsparungen möglich. Aber, beim Kauf der Swiss hatten wir mehr Ertragssynergien, als es bei der AUA der Fall sein wird. Denn Swiss war ein Mitbewerber, als wir sie übernommen haben. Bei der AUA sind wir durch die Star Alliance und unser Joint Venture ohnehin schon eng miteinander verbunden. Daher sind bereits Potenziale gehoben.

STANDARD: Airlines stehen Schlange bei potenziellen Fluglinien. Interesse an weiteren Zukäufen?

Mayrhuber: Wenn es nach Spekulationen geht, dann müssten wir von Nordeuropa bis Sizilien alles Mögliche aufnehmen. Doch in der Krise können wir kein zusätzliches Projekt machen. (DER STANDARD, Printausgabe, 10.6.2009)