New York / Wien - Zehn US-Großbanken dürfen die staatlichen Rettungspakete wieder an den Absender zurückschicken. US-Finanzminister Timothy Geithner hat den Instituten gestattet, Staatshilfen in Höhe von 68 Milliarden Dollar (umgerechnet 48,6 Mrd. Euro) zurückzuzahlen. Die Gelder stammen aus dem TARP, dem Troubled Asset Relief Programme, das im Oktober 2008 zur Stützung des US-Bankensektors initiiert wurde. Diese Rückzahlungen seien ein ermutigendes Signal für den Zustand des Finanzsystems, sagte Geithner.

Die Banken wollen sich damit von der Einflussnahme des Finanzministeriums, der US-Treasury, lösen, denn mit der Rückzahlung der TARP-Gelder verliert die Behörde ihre größere Machtstellung, etwa bei Fragen der Kreditvergabe oder der Bonuszahlungen an Manager und Mitarbeiter dieser Institute.

Die Namen der Institute hat das Finanzministerium nicht verlautet. Laut US-Medien soll die größte Bank, die sich aus dem TARP lösen möchte, die Geschäftsbank JP Morgan Chase sein, die 25 Mrd. Dollar zurückzahlt. Auch die ehemalige Investmentbank Goldman Sachs sowie American Express und die Bank of New York Mellon sollen ihre Staatshilfen zurückzahlen. Bestätigt hat dies bereits Morgan Stanley - zehn Mrd. Dollar werden gezahlt.

Stresstests geben grünes Licht

Die Rückzahlung der Staatshilfe ist ein weiteres Zeichen der Entspannung am US-Kapitalmarkt. Der KBW Index, der die größten US-Geldinstitute enthält, hat von seinem Tiefststand Anfang März mehr als 83,6 Prozent zugelegt. Möglich wurden die Rückzahlungen des Staatsgeldes aber erst nach den Stresstest, die Anfang Mai abgeschlossen wurden.

Regulatoren, etwa die US-Notenbank Fed, hatten das Bankensystem unter die Lupe genommen, um den Kapitalbedarf im Zuge einer tiefgreifenden Rezession abzuschätzen. Das zentrale Ergebnis dieser Analyse:US-Banken würden noch 74,6 Mrd. Dollar brauchen. In den letzten Monaten haben US-Banken aber sogar 100,2 Mrd. Dollar an frischem Kapital aufgenommen. JPMorgan Chase hat ihre Kapitalbasis erst vergangene Woche um fünf Mrd. Dollar gestärkt, obwohl die Bank laut Stresstest kein zusätzliches Kapital mehr bräuchte. Gestern kündigte zudem die stark gebeutelte, ehemals weltgrößte Bank Citigroup eine Kapitalerhöhung in Höhe von 33 Mrd. Dollar an. Der Staat soll nach einer Umwandlung seiner Anteile in Stammaktien einen Anteil von 34 Prozent am Institut erhalten.

Rund 650 der 700 Mrd. Dollar, mit denen das TARPvom US-Kongress ausgestattet wurde, sind in den vergangenen Monate ausgegeben worden. Die Rückzahlungen in Höhe von 70 Mrd. Dollar stehen laut Sprechern der Regierung weiterhin dem TARP zur Verfügung, dürften also wieder in das US-Finanzsystem fließen.

Dazu kommt, dass das Finanzministerium mit den Geldern bislang auch Gewinne verbuchen konnten. Insgesamt sind bislang Dividenden in Höhe von 4,5 Mrd. Dollar an die Treasury ausgeschüttet worden. (Lukas Sustala, DER STANDARD, Printausgabe, 10.6.2009)