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Michael Ochs Archives/Getty Images

Von Falcos Ganz Wien ist nicht viel übrig. Wahrscheinlich gibt es zwar jetzt mehr Drogensüchtige als Ende der 70er-Jahre, als der Song übers kaputte Wien geschrieben wurde. Vom Verfasser Hansi Hölzel, damals noch werdende Integrationsfigur von Stadtschickeria, Vorstadtgangstern und Speckgürtel-Spießern, ist jetzt außer müder, auf CD-Compilations gepresster Nostalgie nur noch eine 250 Meter lange Gasse übrig. 

Die "Falco-Gasse" wurde "feierlich" eröffnet, und die "Seitenblicke" berichteten. Die Mama war da, und sie hatte eine Sonnenbrille auf. Imitatoren waren da und wurden interviewt. Dass das dem Falco nicht gerecht würde, haben die Leute gesagt. Mindestens eine Straße hätte es sein sollen, nicht dieser "Gemeindebauwiesenfeldacker", wie sich ein Interviewpartner beschreibend mühte. Viele waren nicht da. Die "Seitenblicke" konnten außer Melancholie nicht viel Stimmung einfangen. 

Österreicher sein wird offenbar auch nach dem Tod nicht besser. Und die Gassen-Farce war sehr österreichisch. Die Donaustädter Siedlung passt zwar zum Volksmusikanten. Aber der Entertainer, der einst Menschen aus allen Gesellschaftsschichten vereinte, hätte das elf Jahre nach seinem Tod mit viel Pomp und Trara noch einmal machen können. Mit einer großen Feier, auf einem großen Platz. Österreich hätte Bedarf an Figuren, die für Gemeinsames stehen. Das hat der Sonntag gezeigt. (Alois Pumhösel, DER STANDARD; Printausgabe, 9.6.2009)