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Foto: AP/Maya Hitij

Raleigh - Nicht nur Pandabären und Eisbären sind vom Aussterben bedroht, sondern auch ihre Läuse und andere Parasiten. Diesen kaum beachteten Aspekt des Artensterbens behandelt Rob Dunn von der North Carolina State University in der Zeitschrift "Proceedings of the Royal Society B". Anhand von Modellen berechnete der Ökologe, was in Zukunft mit Parasiten bedrohter Tiere geschehen wird. "Wenn ein Tier vom Aussterben bedroht ist, haben seine Parasiten und die Tiere, die mit ihm in Symbiose leben, zwei Möglichkeiten. Entweder besiedeln sie einen neuen Wirt oder sie sterben aus. Jede der beiden Situationen ist sehr problematisch", so Dunn.

Bisher ging man davon aus, dass der Untergang der Parasiten zahlenmäßig mit dem ihrer Wirte übereinstimmt. Diese Berechnung vernachlässigt jedoch die höhere Artenvielfalt der Schmarotzertiere, so Dunn. "Zu dieser Gruppe gehören zum Beispiel Viren, Zecken, Läuse und Bakterien. Da es unter Wirtstieren deutlich weniger Vielfalt gibt, ist zu erwarten, dass die Zahl der aussterbenden Parasiten noch weit über der ihrer Wirtsarten liegt", so der US-Forscher. Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung sei das Parasitensterben ökologisch weitaus besorgniserregender als der Verlust ihrer Wirte selbst.

Kettenreaktion

Das Parasitensterben bekomme auch der Mensch negativ zu spüren, betont Dunn. Einerseits bestehe die Natur aus zahlreichen Symbiosen, wodurch der Verlust eines Partners oft auch weitere Art gefährden. "Beispielsweise wird jede Feigenart nur von einer ganz bestimmten Feigenwespe bestäubt. Geht eine der beiden Arten verloren, bedeutet das auch den Untergang der anderen", so Dunn. Daneben käme die biologische Vielfalt zu schaden, einzigartige Merkmale von Arten gingen verloren und damit auch Lernmaterial des Menschen über die Evolutionsgeschichte.

Eine tatsächliche Gefahr stelle hingegen die Tatsache dar, dass viele parasitäre Beziehungen der Natur weit weniger spezialisiert sind als Feige und Feigenwespe. "Da man bisher kaum das Aussterben von Parasiten in der Geschichte dokumentieren konnte, ist anzunehmen, dass weitaus mehr Parasiten den Wirt wechseln als angenommen." Das Tiersterben könnte daher die Zahl der Krankheitserreger und Parasiten für Menschen und viele Tiere und Pflanzen sprunghaft ansteigen lassen. Einen Hinweis dafür liefere der Umstand, dass die Regionen, in denen neue Krankheitserreger des Menschen wie etwa Vogelgrippe entstanden sind, gleichzeitig die Gebiete mit der größten Anzahl an von Aussterben bedrohten Säugetier- und Vogelarten seien. "Wir haben lange über die Nachteile der Bedrohung der Arten gesprochen, die wir lieben. Doch niemand denkt daran, dass wir auch mit ihren Parasiten zurechtkommen müssen", warnt der US-Ökologe. (pte/red)