Wien - In Österreich sind rund eine Million Menschen von der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) betroffen, berichteten Experten der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) in Wien. Ursache ist ein Entzündungsprozess der peripheren Atemwege und des Lungengewebes. Studien zufolge betrifft der Entzündungsprozess nicht nur die Lungen, sondern den Gesamtorganismus: Die COPD als "chronisch systemisches, entzündliches Syndrom" ist Schwerpunktthema der ÖGP-Jahrestagung, die von Donnerstag bis Samstag in Salzburg stattfindet.
Von der rund einer Million Betroffenen sind etwa 400.000 behandlungsbedürftig, 50.000 leiden an COPD in ihren schwersten Formen, so ÖGP-Präsident Otto Burghuber und Sylvia Hartl, Generalsekretärin der European Respiratory Society, beide vom Wiener Otto Wagner Spital. Hauptrisikofaktor ist Zigaretten- bzw. Passivrauchen. 

Hohe Ko-Morbidität

"Wir glauben heute, dass die COPD nicht isoliert als Lungenerkrankung zu sehen ist", sagte Burghuber. Vorgeschlagen werde der Terminus "chronisch systemisches Inflammationssyndrom" aufgrund der häufigen Ko-Morbiditäten wie z. B. Diabetes, koronare Herzerkrankungen, Krebs und Osteoporose. Dies beeinflusse die Prognose bei COPD: "Tatsächlich sterben Patienten häufiger an nicht pneumologischen Erkrankungen", berichtete der Experte. So starben einer Studie zufolge bei fortgeschrittener COPD 27 Prozent der Betroffenen an kardiologischen und 21 Prozent an Krebserkrankungen. 

Systemische Entzündung

Experten gehen von der Hypothese aus, dass die bei der Erkrankung vorliegenden lokale Entzündung auf den Gesamtorganismus übertragen wird. Die nachfolgende systemische Entzündung führe demnach zu einer Funktionsstörung der systemischen Gefäße, vor allem des Endothels (Innenwand der Gefäße, Anm.), und zu einer erhöhten Steifheit der gesamten Gefäßwand. Manche Studienautoren würden die Steifheit als Hinweis auf beschleunigtes Altern sehen, meinte Burghuber. Als "chronisch systemisches entzündliches Syndrom" fordere die Erkrankung in der Praxis "Ganzheitlichkeit". 

Beim Jahreskongress werden auch Neuigkeiten in der Behandlung diskutiert: In Folge von COPD leiden viele Patienten an einem Emphysem - sozusagen einer Überblähung der Lunge. Dem verschaffte man bisher Abhilfe, in dem man die am stärksten betroffenen Lungenteile herausschnitt. Nun werden kleine Ventile in jene Bronchien eingeführt, die zu den am stärksten betroffenen Lungenareale führen: Sie ermöglichen, dass Luft entweichen, aber nicht einströmen kann. Ähnlich auch das "Atemweg-Bypass-Verfahren": Mittels Bronchoskopie wird eine Verbindung zwischen zentralen Bronchien und verändertem Lungengewebe geschaffen, damit Luft entweichen kann. (APA)