London - Nach der neuen Wahlschlappe wird es für den britischen Premierminister Gordon Brown immer enger. Falls es zu einer Rebellion kommt, muss ein Nachfolger für Brown gefunden werden. Dies sind die Schlüsselfiguren und möglichen Nachfolger in der Labour-Partei:

Alan Johnson: Der neue Chef im Innenministerium wird derzeit als heißester Anwärter für Browns Nachfolge gehandelt. Er selbst verneinte aber immer wieder, gegen Brown antreten zu wollen. Als ehemaliger Briefträger und Gewerkschaftsführer ist Johnson vermutlich der Kandidat, mit dem sich die traditionellen Wähler der Labour-Partei aus der Arbeiterschicht am besten identifizieren können. Der 59-Jährige soll eine lockere Umgangsweise haben, die beim Wähler gut ankommen könnte. Im Rennen um die Nachfolge von Tony Blair zog sich Johnson damals allerdings zurück, weil er sich nach seinen eigenen Worten für "nicht gut genug" hielt.

David Miliband: Der Außenminister galt lange als Favorit unter den Aspiranten. Die Spekulationen um ihn sind aber wieder etwas verklungen. Der 43-Jährige wird seit Jahren als "Kronprinz" der Partei gehandelt. Schon beim Regierungswechsel von Blair zu Brown galt er als Kandidat für das Premiersamt. Er stellte sich jedoch hinter Brown und bekam das Außenressort. Miliband gehörte zum engen Umfeld von Blair. Er arbeitete unter ihm wesentlich an der Reform der Labour-Partei mit und sitzt seit 2001 im Parlament. Bei den Gewerkschaften genießt Miliband weniger Unterstützung, auch halten ihn viele für elitär und unerfahren.

Peter Mandelson: Brown holte Mandelson im vergangenen Jahr überraschend als Wirtschaftsminister zurück in sein Kabinett. Zuvor war der 55-Jährige Handelskommissar in der EU-Kommission. Mandelson ist eine polarisierende Figur. In London hatte er unter seinem engen Freund Blair schon zweimal einen Kabinettsposten inne, und zweimal trat er wegen Korruptionsvorwürfen zurück. Der schillernde Politiker bestimmte den Kurs von "New Labour" entscheidend mit. Als Freund Blairs stand er mit Brown nie auf gutem Fuß. Auch jetzt sah sich Mandelson wieder gezwungen, Spekulationen zurückzuweisen, wonach Blair-Anhänger einen Putsch gegen Brown planten. Bei der jetzigen Kabinettsumbildung stattete ihn Brown mit mehr Macht aus, vermutlich auch, weil er eine Intrige gegen sich verhindern wollte.

Ed Balls: Der Familienminister ist ein langjähriger Berater und dicker Freund von Brown. Der 42-Jährige wird auch als Kandidat gehandelt, den Brown selbst am liebsten als Nachfolger sehen würde. Balls beriet Brown während dessen Zeit als Finanzminister in Wirtschaftsfragen. Er ist seit 2005 Abgeordneter im Unterhaus. Bei der jetzigen Kabinettsumbildung wollte ihn Brown als Schatzkanzler durchsetzen, doch der Amtsinhaber Alistair Darling weigerte sich, den wichtigen Posten zu verlassen.

Harriet Harmann: Die Labour-Vizechefin ist eine enge Vertraute Browns. Deshalb ist es unwahrscheinlich, dass die 58-Jährige das Messer gegen den Premier zieht. Harman sitzt seit 1982 im Parlament und ist unter anderem Frauenbeauftragte der Regierung. Harman war 1998, ein Jahr nach dem Sieg der Labour-Partei, aus Blairs Kabinett ausgetreten - angeblich wegen interner Streitigkeiten. Es gilt jedoch derzeit als unwahrscheinlich, dass sie Browns Nachfolge antreten könnte. (APA/dpa)