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Macht sich um die Liquidität der AUA trotz horrender Verluste keine Sorgen: Vorstand Peter Malanik.

Foto: APA/Techt

Die Lufthansa werde für die Fluglinie nicht zur Hängematte, verriet er Claudia Ruff.

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STANDARD: Es hieß zu Jahresbeginn, die AUA sei ein toter Patient, der wiederbelebt werden müsse. Im ersten Quartal gab es einen Verlust von 88 Mio. Euro - wie tot ist die AUA?

Malanik: Die Ausdrucksweise war gedacht, um die Mitarbeiter aufzurütteln und zu zeigen, wie schwierig die Situation für die AUA ist. Die Wirtschaftskrise hat eine Dimension wie noch keine Krise davor. Es ist eine globale Krise, und sie hat alle Regionen und alle Bereiche gleich erfasst. Aber die AUA ist sicher kein toter Patient. Dass das erste Quartal nicht erfreulich war, stimmt. Aber wir haben Einsparungen umgesetzt, die erst nach dem ersten Quartal wirken. Das zweite Quartal ist traditionell besser als das erste.

STANDARD: Müssen die bisher mit 225 Mio. Euro bezifferten Einsparungen verschärft werden? Kommen Kündigungen?

Malanik: Die 225 Mio. Euro waren eine Reaktion auf die Krise, die kurzfristig umgesetzt werden mussten. Teile davon, wie etwa Kurzarbeit und Lohnverzicht, sind aber keine Dauerlösung. Jetzt muss man darangehen, nachhaltige Maßnahmen zu setzen, die dauerhaft wirken. Diese werden ein Volumen von rund 200 Mio. Euro haben. Kündigungen sind derzeit nicht geplant, aber ausschließen kann man derzeit auch nichts.

STANDARD: Wo wird angesetzt?

Malanik: Bei der Flexibilisierung der Schichtpläne etwa. Gemeinsam mit der Lufthansa werden Synergien auf der Ertrags- und Kostenseite gehoben. Etwa beim gemeinsamen Ticketverkauf, beim Einkauf, beim Treibstoff-Hedging.

STANDARD: Wird es weiterhin 24 Bereichsleiter geben?

Malanik: Wir haben eine flache Hierarchie mit vielen Fachbereichen. Aber sicher, den einen oder anderen Bereich wird es nicht mehr geben. Die Führungsfunktionen werden deutlich reduziert. Betroffen ist die 2., 3. und 4. Ebene. Dort arbeiten derzeit rund 160 Mitarbeiter. Zehn Prozent könnten wegfallen. Das sind aber Leistungsträger, die wir nicht verlieren wollen und anderswo eingesetzt werden.

STANDARD: Und was passiert mit den Doppelgleisigkeiten mit Tyrolean oder bei den teuren Piloten?

Malanik: Beispielsweise werden die Doppelgleisigkeiten mit Tyrolean beim Groundhandling (Abfertigung, Anm.) auf den Bundesländer-Stationen derzeit untersucht und hinterfragt, ob sie noch sinnvoll sind. Mit den Piloten streben wir neue Kollektivvertragsverhandlungen an, wo es in erster Linie um Produktivitätsverbesserungen und die Vereinfachung des komplizierten Kollektivvertrages geht. Beim Bodenpersonal müssen gewachsene Strukturen - siehe Schichtpläne - neu überdacht werden. Auch die Gehaltsvorrückungen müssen neu formuliert werden.

STANDARD: Wann wird die AUA wieder in die Gewinnzone kommen?

Malanik: Dazu kann ich keine Prognose abgeben.

STANDARD: Wie schauen die Vorausbuchungen aus? Welche Strecken werden als Nächstes gestrichen?

Malanik: Man sieht, dass Buchungen kommen und die billigen Tickets was bewegen, aber man kann damit den Gesamtmarkt derzeit nicht stimulieren. Aber man kann der Konkurrenz etwas wegnehmen. Niemand kann angesichts der Wirtschaftslage Streckenstreichungen ausschließen.

STANDARD: Was wird sich nach dem Einstieg der Lufthansa ändern?

Malanik: Die Lufthansa ist für uns keine Hängematte, sondern ein Fitnessklub. Es muss uns also gelingen, genauso fit zu werden wie die anderen in der Gruppe. Eigentlich müssen wir noch fitter werden, denn wir haben etwas aufzuholen. Wir müssen agiler, beweglicher und schneller sein.

STANDARD: Wie schaut denn die Liquiditätslage der AUA aus?

Malanik: Die Liquidität ist derzeit unkritisch. Ich mache mir hierzu keine großen Sorgen.

STANDARD: Kann die AUA die 200 Mio. Euro nach dem Closing, wie vereinbart, zurückzahlen?

Malanik: Die Rückzahlung ist gekoppelt an die Auszahlung des staatlichen Zuschusses von 500 Mio. Euro. Der Prozess geht vereinfacht gesagt so: Die ÖIAG zahlt der Lufthansa 500 Mio. Euro, die Lufthansa zahlt die 500 Mio. Euro mittels Kapitalerhöhung in die AUA ein, und die AUA verwendet das Geld, um die 200 Mio. Euro wieder zurückzuzahlen.

STANDARD: Ist der Besserungsschein der Staatsholding ÖIAG realistisch?

Malanik: Der Besserungsschein von 164 Mio. Euro ist das Risiko der ÖIAG. Gelingt es nicht, die Vorgaben zu erfüllen, bekommt die ÖIAG kein Geld.

STANDARD: Sollte die Lufthansa, aus welchen Gründen immer, doch nicht einsteigen, wie viel Geld müsste der Staat einschießen?

Malanik: Die Lufthansa wird vertragstreu sein. Wir werden uns bei der Integration nur schwerer tun als die Swiss, weil sie in einer Phase des Wirtschaftsaufschwunges integriert wurde. Aber an der langfristigen Strategie der Lufthansa, den zentraleuropäischen Raum zusammenzuführen, wird sich nichts ändern. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.6.2009)