STANDARD: Die Prognosen sagen Ihrer United Kingdom Independence Party (UKIP) bis zu 20 Prozent voraus, sie soll noch vor Labour liegen.

Aldridge: Wir hatten im Wahlkampf wirklich erstaunliche Zustimmung. Das war vor zwei Monaten noch ganz anders. Da war von UKIP nirgendwo die Rede. Wir wurden totgeschwiegen.

STANDARD: Außer Skandalen hatten Sie ja auch nicht viel zu bieten.

Aldridge: Gegen zwei unserer Europa-Abgeordneten gab es Betrugsvorwürfe, das stimmt. Wir haben darauf sofort reagiert und sie aus der Partei geworfen. Dann kam der Spesen-Skandal im Unterhaus, wo UKIP nicht vertreten ist. Das hat uns natürlich Auftrieb gegeben. Die Leute haben die Nase voll von den etablierten Parteien. Dazu kam, dass die Medien uns im Wahlkampf mehr Aufmerksamkeit widmen mussten. Da haben viele Leute festgestellt, dass wir etwas zu bieten haben.

STANDARD: Wollen Sie Großbritanniens Austritt aus der EU?

Aldridge: Wir halten den Nationalstaat für die richtige Einheit. Das schließt eine Kooperation mit anderen Europäern nicht aus.

STANDARD: Dafür ist doch die EU da.

Aldridge: Die EU versucht ein Problem zu lösen, das gar nicht mehr existiert. Wer erinnert sich schon noch an den Zweiten Weltkrieg? Wenn Brüssel morgen zumachen würde, würde in Europa trotzdem Frieden herrschen. Schließlich haben Europas Nationen vieles gemeinsam. Sie werden zusammenarbeiten auf wichtigen Feldern wie Umwelt, Terrorismus oder Verkehr. Und wann immer die Menschen gefragt werden, lehnen sie tiefere Integration ab. Und werden dann mit Verachtung gestraft. (DER STANDARD, Printausgabe, 6.6.2009)