Ein neues Wahlgeschenk der FPÖ:

Queller: derStandard.at

Das Waffenputztuch.

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"Im Visier der FPÖ - Tag der Abrechnung" steht es in knalligem Gelb und Rot über einem nachgezeichneten Fadenkreuz. In der Verpackung: Ein Waffenputztuch. Die FPÖ buhlt um eine neue Wählergruppe und das mit neuen Geschenken: Es gibt Putztücher für Jäger, sonstige Waffenbesitzer und für alle, die das noch werden wollen.

"Viele meiner Kollegen, die bis jetzt gar nicht zur EU-Wahl gehen wollten, gehen jetzt und wählen die FPÖ", sagt ein Jäger aus Oberkärnten, der seinen Namen nicht im Internet lesen will. "Die finden das mit den Tüchern eine gute Idee: erstens sind sie praktisch und zweitens vermittelten sie das Gefühl, dass sich wenigstens eine Partei für sie einsetzt." Denn SPÖ und Grüne treten für eine Verschärfung des Waffenrechts ein, die ÖVP hält sich noch auffallend zurück.

Nun wittert die FPÖ eine neue Wählerressource - immerhin rund 244.000 Waffenbesitzer sind laut Angaben des Innenministeriums derzeit in Österreich gemeldet. Vergangene Woche versendete die Bundes-FPÖ Pakete mit Waffenputztüchern an sämtliche Waffenhändler in Österreich. Eine Wahlkampagne - so verschwiegen gehandelt, dass nicht einmal die im jeweiligen Bezirk Verantwortlichen darüber Bescheid wussten. "Wir verteilen hier nur die offiziellen Wahlgeschenke, wie Kugelschreiber oder Flyer", sagt Mario Mautner, burgenländischer FP-Spitzenkandidat für die EU-Wahlen, im Gespräch mit derStandard.at.

Womit die FPÖ sonst noch wirbt, gehe ihn nichts an. Außerdem fände er die Idee auch nicht so aufregend: "Bei der vergangenen Wahl haben wir Kochlöffel verschenkt". Einen Unterschied bei der Wahl der Geschenke will er nicht erkennen. Und außerdem: „Ich bin Polizist und besitze selbst eine Waffe, aber ich bin kein Waffennarr." Eine Waffe besitzt auch sein Chef, FPÖ-Parteiobmann Heinz-Christian Strache.

"Das ist kein Zeichen der Aggression, sondern eine reine Putzgeschichte", sagt Harald Vilimsky, FPÖ-Generalsekretär im Gespräch mit derStandard.at. Schließlich habe jeder "rechtschaffene Bürger, das Recht auf eine Waffe." Und diese müsse er ja auch putzen. Ob jetzt Österreichs Sportschützen und Jäger vermehrt ihr Kreuzerl bei den Freiheitlichen machen, werde die Wahl zeigen.

Die Tücher seien jedenfalls "wie nix" weggegangen, sagt der Verkäufer des Waffengeschäfts Siegert der Stadt Güssing im südlichen Burgenland, der seinen Namen nicht veröffentlicht wissen will. "Wir haben etwa zwanzig bis dreißig Stück zugeschickt bekommen und sie zur freien Entnahme auf den Verkaufstisch gestellt." Dass die Kunden jetzt allerdings die FPÖ wählen, hält er jedoch für unwahrscheinlich: "Da geht's eher darum, dass was gratis war", sagt er. (Saskia Jungnikl, derStandard.at, 5.6.2009)