Pristina - Nachdem die Redakteurin Jeta Xharra von einem regierungsnahen Boulevardblatt wiederholt als serbische "Spionin" bezeichnet wurde, nahmen neun nichtstaatliche kosovarische Organisationen die Redakteurin einer kritischen wöchentlichen TV-Sendung in Pristina in Schutz. Jeta Xharra, die auch schon direkte Morddrohungen erhielt, leitet im staatlichen TV-Sender RTK die vom BIRN (Balkan Investigative Reporting Network) vorbereitete Sendung "Jeta ne Kosova" (Leben im Kosovo), die sich auch mit zahlreichen Tabu-Themen befasst. Sie reichen von der Homosexualität bis hin zur Korruption der Staatsbeamten, aber auch den von der "Befreiungsarmee des Kosovo" (UCK) während des Krieges (1998-99) angerichteten Verbrechen.

"Jeta hat selbst entschlossen, ein kurzes Leben zu führen", berichtete das von der Regierung des Premiers Hashim Thaci breitestens gesponsorte Blatt "Infopress" am Donnerstag. "Jeta ne Kosova" brachte kürzlich einen von BIRN und dem britischen TV-Netz BBC gemeinsam vorbereiteten Bericht über die mutmaßliche Misshandlung festgenommener kosovarischer Zivilisten in Albanien seitens der UCK. Letzte Woche brachte sie auch einen Bericht über Drenica, die ärmliche Region des Zentral-Kosovo. Das BIRN-Journalistenteam, das die Drenica-Ortschaft Srbica (albanisch Skenderaj) besuchte, wurde von einem bewaffneten Mann gezwungen, sie wieder zu verlassen. Infopress griff die Sendungsredakteurin Xharra an, mit dem Bericht die Drenica-Region erniedrigen zu wollen.

Medienkampagne gegen Xharra

Die Praxis, Menschen, die mit den Machthabern nicht übereinstimmten, als VerräterInnen und serbische SpionInnen zu bezeichnen, existiere seit den 90-er Jahren, stellten die NGOs in ihrem öffentlichen Schreiben fest. Die Medienkampagne gegen Xharra kann nach Meinung der nichtstaatlichen Organisationen auch als ein Angriff der Regierung angesehen werden, die bemüht sei, die populäre Sendung abzuschaffen.

"Jeta ne Kosova" sei bemüht, im Einklang mit den professionellen Normen des Journalismus die Fakten wichtiger Geschichten zu enthüllen, die das Leben aller BürgerInnen des Kosovo beträfen, unterstrichen die NGOs. Das Schreiben wurde unter anderem vom Kosovarischen Rechtsinstitut, der Jugendinitiative für Menschenrechte, dem Kosovarischen Frauen-Netz, der Anti-Korruptions-Initiative COHU und anderen nicht staatlichen Organisationen unterzeichnet. (APA)