Nicht der farbenprächtigen Vielfalt der Meeresbewohner, sondern der Vergangenheit als Bauwerk des NS-Regimes ist der nunmehr zugänglich gemachte 10. Stock des Flakturms im Esterhazypark gewidmet. Die Atmosphäre dieser "dunklen Epoche" spürbar zu machen, ist das erklärte Ziel der von Flakturm-Experten und Historiker Marcello La Speranza kuratierten Ausstellung "Erinnern im Inneren".

Foto: derStandard.at/Gedlicka

So wurde neben einem Luftschutzraum auch eine Kommandozentrale rekonstruiert - an einem "authentischen Ort", wie La Speranza betonte. Keineswegs sollte damit aber eine Verherrlichung der Technik suggeriert, sondern gezeigt werden, "wie ein entfesseltes Krebsgeschwür des Krieges funktioniert hat", so der Historiker weiter.

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Das ursprüngliche Aussehen des im Zeitraum April 1943 bis August 1944 erbauten Flakturms im Esterhazypark verdeutlicht ein Modell in der Ausstellung: Das rund 47 Meter hohe, mit verschiedenen Ortungsgeräten wie der Antenne "Würzburg Riese" ausgestattete Bauwerk diente als Leitturm, mit dem der zugehörige Gefechtsturm in der Stiftskaserne gesteuert wurde.

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Bereits 2007 wurde eine Dauerausstellung mit 22 Wandtafeln in den Stockwerken sechs bis neun zur Geschichte der Flaktürme eingerichtet. Eine Stiege führt nun in den bisher im Originalzustand belassenen zehnten Stockwerk zum neuen Ausstellungsteil "Erinnern im Inneren", der mit Originalexponaten für noch stärkere Eindrücke sorgen soll.

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Ausstellungsstücke wie ein Volksempfänger, ...

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... Schreibmaschine oder Feldtelefon wurden eigens für die Rekonstruktion einer Kommandozentrale angekauft oder ausgeliehen.

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An die Funktion der Flaktürme als Schutzbauten erinnert der Nachbau eines Luftschutzraums, wo sich unter anderem ein kleines "Gasbett" findet, gedacht für Kinder, die für das Tragen von Gasmasken zu klein waren.

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Im selben Raum ist auch eine Zusammenstellung von Originalfilmaufnahmen aus der Kriegszeit zu sehen.

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Insgesamt rund 100 Exponate wurden die für die Ausstellung zusammengetragen.

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Um die Räume im zehnten Stock für die Ausstellung nutzbar zu machen, mussten diese zuerst von mehreren Tonnen Schutt und Taubenkot befreit werden.

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Nach der Besichtigung der Ausstellung geht es auf das Dach, wo eine neue Terrasse eingerichtet wurde. Von hier aus ist auch der "Zwillingsturm", der Gefechtsturm in der Stiftskaserne zu sehen. Dieser wird übrigens vom Bundesheer genutzt und soll der Regierung im Kriegs- oder Katastrophenfall als Bunker dienen.

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Am Dach zu sehen, außer einer beeindruckenden Rundumsicht auf die Dächer Wiens, ist auch noch ein händisch zu betreibender Kran aus der Entstehungszeit des Flakturms, der anfangs auch noch vom "Haus des Meeres" genutzt wurde.

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Die Ausstellung und die obere Dachterrasse können nur in Form von rund 45-minütigen Führungen von maximal 20 Personen und zunächst nur gegen telefonische Voranmeldung besucht werden.

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Während der Kommandoraum auch nach der geplanten Errichtung eines zweistöckigen Restaurants und eines riesigen Aquariums am Dachen erhalten bleiben soll, muss der Luftschutzraum voraussichtlich dem Ausbau weichen.

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Einen "Spagat zwischen Zoo und Mahnmal" sieht Franz Six, geschäftsführender Präsident des "Haus des Meeres", in der jüngsten Ausstellung. Man sei auch in Zukunft weiterhin in erster Linie ein Zoo und wolle "keinen Kriegsschauplatz hereinholen". Allerdings dürfe man "nicht vergessen, welche Funktion der Bau einst hatte", so der Hausherr. So soll auch das Konzeptkunstwerk "Zerschmettert in Stücke" am Flakturmdach in die ehrgeizigen Ausbaupläne integriert werden.

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Haus des Meeres
Führungen gegen telefonische Anmeldung
Mo-Do 9-16 Uhr
Fr 9-13 Uhr
Größere Gruppen auch außerhalb dieser Zeiten
Tel. 01/587 14 17-66
Kosten zusätzlich zum Zooeintritt: 3 Euro für Erwachsene, 1 Euro für Kinder und Jugendliche zwischen 7 und 15 Jahren

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