Wien - Mit einer Einigung endete die heuer besonders heiße Lohnrunde in der Elektro- und Elektronikindustrie und ihren 60.000 Beschäftigten. Die Industrie musste von ursprünglichen Forderungen nach Verschiebung oder Nulllohnrunde zähneknirschend abrücken und einer Anpassung von Löhnen und Gehältern um 2,2 Prozent per 1. Mai 2008 zustimmen. Den unterschiedlichen Gegebenheiten der einzelnen Branchen wurde mit einer "Konjunkturklausel" Rechnung getragen. Firmen mit einem Umsatzrückgang von mindestens 15 Prozent im ersten Quartal finden mit einer Erhöhung von 1,4 Prozent das Auslangen.

Für Karl Proyer, Chefverhandler der Privatangestellten, ist der Abschluss eine "klare Absage an die Forderungen nach einer Nulllohnrunde" , wie er im Gespräch mit dem STANDARD erklärte. Zudem lobte er die Kontinuität der Vereinbarung, weil auch das folgende Jahr inkludiert ist: Ab 1. Mai 2010 steigen die Löhne in der Industrie um 1,1 Prozent plus Inflationsrate. Damit sei sichergestellt, dass die Realeinkommen auch nächstes Jahr steigen, erklärte Proyer.

Hoffen auf weitere Abschlüsse

Auch Arbeitgeber-Verhandlungsleiter Albert Hochleitner lobte das Abkommen:"Mit der Einigung auf eine Konjunkturklausel haben wir ein wichtiges Instrument geschaffen, mit dem die Betriebe flexibel auf die unterschiedliche Situation und die schwierigen Rahmenbedingungen reagieren können." Proyer hofft, dass nunmehr auch weitere Branchen - etwa die Papierindustrie und der Tourismus - bald abschließen.

Indes warnt die Industrie vor weiteren Kündigungen, sollte die Kurzarbeit nicht billiger werden. Manfred Engelmann von der Bundessparte Industrie in der WKÖ verwies auf die niedrigeren Kosten in Deutschland, wo die öffentliche Hand die Sozialbeiträge der Kurzarbeiter übernimmt. Ohne Anpassung in Österreich würden die Unternehmen auf die billigere Form der Kündigung mit Wiedereinstellungszusage ausweichen. Die Industrie verzeichne im ersten Quartal ein Auftragsminus von 30 Prozent, die Produktion sank um ein Fünftel (siehe Artikel). (as, APA, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6./7.6.2009)