Rom - In Palermo eskaliert die Abfallkrise. In der sizilianischen Hauptstadt wurden die sechste Nacht in Folge Mülltonnen angezündet, die Feuerwehr musste wiederholt ausrücken. Die Carabinieri wiesen auf die Gefahr krebserregender Dioxine hin, die durch das Verbrennen von Plastikmüllsäcken entstehen.

Die Krise wurde von einem einwöchigen Bummelstreik der Müllarbeiter ausgelöst, wodurch sich der Unrat bis zu zwei Meter hoch türmte. Wegen einer Floh-Invasion musste eine Schule gesperrt werden. Hinter dem Eingang zu dem Arela vergammeln seit Tagen unter sengender Sonne übelriechende Abfallberge. Bürgermeister Diego Cammarata hat sich in einem offenen Brief bei den Touristen für den Müllnotstand entschuldigt.

In Palermo traf der Chef des italienischen Zivilschutzes, Guido Bertolaso, ein, der auch bei der Müllkrise von Neapel im vergangenen Jahr bereits im Einsatz war. Er wollte bei einem Krisentreffen mit Behördenvertretern Notmaßnahmen besprechen. Der Präsident der Region Sizilien, Raffaele Lombardo, unterzeichnete eine Notverordnung, durch die der Stadt 40 Müllabfuhr-Lkw zur Verfügung gestellt werden.

Die Mitarbeiter der Müllabfuhr wollen mit ihrem Bummelstreik gegen einen befürchteten Stellenabbau beim Entsorgungsunternehmen Amia zu protestieren, das in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Die Belegschaft protestiert auch gegen den Umstand, dass sie die vorgeschriebene Schutzkleidung und Ausrüstung nicht erhalten hat, die das vor dem Bankrott stehende Entsorgungsunternehmen kaum noch stellen kann.

Zur Entschärfung der Lage trug das Heer bei, das zur Abfallräumung der Straßen eingesetzt wurde. Die Polizei musste eingreifen, um einige Arbeiter in Sicherheit zu bringen, die von wütenden Bewohnern angegriffen wurden. Im Zuge der Müllkrise hat es auch erste Festnahmen gegeben. Die Polizei griff zwei junge Männer auf, die Abfallberge in Brand gesteckt hatten. Die Kontrollen wurden verschärft, um weitere Brände zu verhindern.

Die Regierung will 95 Millionen Euro zur Rettung des Entsorgers Amia zur Verfügung stellen. Dem Unternehmen fehlen 150 Millionen Euro. Der Plan, die Entsorgungsgebühren um 35 Prozent zu erhöhen, ist vorerst an einem Streit der Kommunalvertreter gescheitert. (APA)