Wien - Viel war in den vergangenen Tagen wieder einmal von der Bedeutung von Exzellenz in Wissenschaft und Forschung die Rede. Doch der Abstand Österreichs zur exzellenten Weltspitze ist riesig, wie der jüngst erschienene "Forschungs- und Technologiebericht 2009" einmal mehr zeigt. So gibt es etwa in den USA 23-mal mehr vielzitierte Wissenschafter je 1.000 Forscher als in Österreich. In der Schweiz sind es 14-mal mehr. Auch in Schweden und Dänemark ist deren Dichte noch fast fünfmal höher als in Österreich.

Wissenschaftliche Exzellenz ist nur schwer zu messen, die anerkanntesten Instrumente dafür sind Publikationen in wissenschaftlichen Fachjournalen sowie die Zahl der Zitierungen einer Veröffentlichung in anderen Arbeiten. Letztere geben Aufschluss über die Relevanz einer Publikation für andere Wissenschafter. Gemessen werden diese Daten vom Institute for Scientific Information (ISI) in Zitationsdatenbanken, etwa jene für vielzitierte Wissenschafter ("highly cited").

Länderranking vielzitierter Forscher

Für den internationalen Vergleich wurden im Forschungsbericht Berechnungen des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) verwendet, welche die Zahl der Publikationen und Zitationen im Verhältnis zur Bevölkerungszahl setzen. Demnach findet sich in Österreich unter 1.000 Wissenschaftern nicht einmal ein (0,68) vielzitierter Forscher, was uns Platz 18 im Länderranking beschert. In Schweden (Platz Platz 6) und Dänemark (Platz 7) sind es mehr als drei, in der Schweiz (Platz 2) fast zehn und in den USA (Platz 1) mehr als 15 vielzitierte Wissenschafter pro 1.000 Forscher.

Die Autoren des Forschungsberichts haben sich in diesem Zusammenhang auch mit der Frage beschäftigt, ob es das sogenannte "europäische Paradoxon" tatsächlich gibt. Es besagt, dass viele europäische Unis zwar Spitzen-Forschung betreiben, ihr wissenschaftlicher Output mangels Transfer in die Wirtschaft aber - im Vergleich zu den USA - zu wenig in marktfähige Innovationen umgesetzt wird. Tatsächlich erscheinen im EU(15)-Raum mehr wissenschaftliche Publikationen (3,3 Mio. in den Jahren 1997-2006) als in den USA (2,7 Mio.).

Publikationen

Umgelegt auf die Bevölkerungszahl relativiert sich dieser Eindruck aber: Mit 8,9 Publikationen je 1.000 Einwohner liegt die EU hinter den USA (9,65). Österreich hat mit 9,74 Publikationen sogar geringfügig mehr als die USA, führend ist die Schweiz mit 20,99 Veröffentlichungen, Schweden kommt auf 18,06.

Blickt man allerdings auf die Relevanz der Publikationen, also die Zahl der Zitierungen, verschiebt sich das Bild zugunsten der USA: Mit 107 Zitationen pro 1.000 Einwohner liegt die EU schon deutlich hinter den USA mit 126 Zitierungen zurück. Einzelne Länder wie die Schweiz (289 Zitationen pro 1.000 Einwohner), Schweden (210) oder Dänemark (192) schneiden besser als die USA ab. Österreich erzielt hier nur 96 Zitationen pro 1.000 Einwohner.

Legt man diese Daten auf die Zahl der Forscher, die nicht im Unternehmenssektor arbeiten um, zeigt sich, dass die US-Forscher mit elf Publikationen je Wissenschafter über den Zeitraum 1997-2006 deutlich produktiver sind als ihre Kollegen in der EU mit sieben Publikationen (Österreich: 4,5; Schweiz: 14). US-Forscher werden auch häufiger zitiert (146 Zitationen pro Wissenschafter) als ihre EU-Kollegen (74). Spitze ist einmal mehr die Schweiz mit 196 Zitationen je Wissenschafter, Österreich liegt mit 44 Zitierungen deutlich unter dem Durchschnitt.

Für die Studienautoren untermauern diese Zahlen die Existenz eines "europäischen Paradoxons" nicht. Der Abstand der meisten europäischen Länder und auch Österreichs zur Weltspitze sei groß. US-Wissenschafter seien "produktiver und ihre Ergebnisse über alle Disziplinen hinweg relevanter als jene ihrer europäischen Kollegen". (APA)