Oberbürgermeister Andrej Ďurkovský: Manche Investoren haben ihre Strategie geändert.

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Bratislava - Kräne ragen in Bratislava immer noch über die Häuserfronten hinaus, dennoch dürfte die Zahl der Baustellen in der slowakischen Hauptstadt zuletzt überschaubarer geworden sein. "30 Prozent der Firmen haben ihre Tätigkeit reduziert", sagt Oberbürgermeister Andrej Ďurkovský. Manche Investoren hätten wohl angesichts der Krise ihre Strategien bzw. ihr Portfolio geändert. War es früher Erfolg versprechend, Wohnungen zu bauen, so sei es derzeit eher angesagt, Bauvorhaben im Retail-Bereich umzusetzen. "Wohnungen sind derzeit nicht so einfach los zu bringen", sagt Ďurkovský.

Einen positiven Effekt kann er der Krise dennoch abgewinnen: "Die Leute können sich die Wohnungen wieder eher leisten." Und immer noch komme man im Vergleich zu anderen Städten relativ glimpflich davon, ist der Oberbürgermeister überzeugt und zitiert einen Immobilieninvestor. Der habe beruhigt, dass man zwar in London die Investitionen gestoppt habe, nicht aber in Bratislava: "Alle stehen in den Startlöchern, um nach der Krise sofort zu loszulegen." Dass das Ende der Turbulenzen noch nicht unmittelbar bevor steht, glaubt aber auch Ďurkovský: "Der Tiefpunkt wird uns erst im September oder Oktober treffen."

Neue Strategie gesucht

Nicht weit vom Rathaus entfernt tüftelt man im Wirtschaftsministerium indes angesichts der Schrumpfung der Wirtschaft im ersten Quartal 2009 um 5,4 Prozent an einer neuen Strategie. In Zukunft will man verstärkt auf Forschung und Entwicklung setzen, heißt es im Ministerium. Daneben ist man aber vor allem bemüht, Investoren ins Land zu holen, wenn auch mit einem geschrumpften Budget: 36 Millionen Euro stehen seit April 2009 bis Ende 2010 zur Verfügung.

Ganz so erfolgreich wie ehedem ist man mit dem Ansinnen, Firmen anzulocken, derzeit ohnedies nicht. Gerade einmal zwei Projekte im Umfang von 7,8 Millionen Euro konnte die slowakische Investitionsagentur Sario heuer an Land ziehen. Dass der Motor gehörig stockt, zeigt der Vergleich: 89 Projekte im Umfang von sechs Milliarden Euro wickelte Sario in den Jahren 2001 bis 2008 ab - gefördert wurde mit über einer Milliarde. Laut Sario-Projektmanager Silvia Augustinova hat das Nachbarland allerdings einen dicken Fisch an der Angel: Ein asiatischer LCD-Produzent könnte seine Fertigung in der Region Trencin ansiedeln. 3.000 Arbeitsplätze sollen dort neu entstehen. Die Entscheidung steht laut Augustinova unmittelbar bevor. (Regina Bruckner)