Rom - In Italien ist der Wahlkampf für die Europawahlen in die Endphase getreten. Die Schwergewichte der italienischen Politik halten am Donnerstag ihre letzten Wahlansprachen in Hinblick auf den Urnengang am Samstag und Sonntag. Regierungschef Silvio Berlusconi zeigt sich siegessicher. Seine Mitte-Rechts-Partei Volk der Freiheit werde auf über 45 Prozent der Stimmen kommen und zur einflussreichsten Gruppierung im Straßburger Parlament aufrücken. Italien stehe eine "historische Chance" bevor, mehr in Europa zu zählen. "Wir werden in der Europäischen Volkspartei entscheidend sein. Dies bedeutet, dass wir in Europa besser die Interessen Italiens und seiner Bürger verteidigen werden", sagte Berlusconi nach Medienangaben vom Donnerstag.

Der Premierminister hob die Erfolge seiner knapp ein Jahr alten Regierung hervor. In Neapel gebe es keinen Müll mehr, in den Abruzzen sei die Hilfe nach dem Erdbeben mit höchster Effizienz organisiert worden und seit Wochen seien keine Migranten mehr an den italienischen Küsten gelandet. Der Premierminister zeigte sich zuversichtlich, dass sich die Italiener nicht von den Skandalen rund um sein Privatleben beeinflussen lassen, sondern ausschließlich die Leistungen der Regierung bewerten werden.

Oppositionschef Dario Franceschini schließt den Wahlkampf in Bologna ab, wo er für den Mitte-Links-Bürgermeisterkandidaten Flavio Del Bono wirbt. Mit Ex-Regierungschef Romano Prodi appellierte Franceschini an die Mitte-Links-Wähler, sich nicht der Politikverdrossenheit hinzugeben. Sie sollten keinesfalls auf den Urnengang verzichten. "Am kommenden Wochenende geht es nicht nur um EU-Wahlen, sondern um die zukünftige Qualität der italienischen Demokratie", sagte Franceschini. Von dem Kräfteunterschied zwischen der Opposition und der Regierungskoalition hänge das politische Geschick des Landes in den nächsten Jahren ab.

"Ich begreife, dass viele PD-Wähler enttäuscht sind. Sie hatten große Hoffnungen in die Demokratische Partei gesetzt, doch es braucht Zeit, um eine solide Partei aufzubauen", erklärte Franceschini.

Auch die mit Berlusconi verbündete rechts-föderalistische Regierungspartei Lega Nord führt einen unermüdlichen Wahlkampf in ihren norditalienischen Hochburgen. "Die Lega wird bei der Wahl sehr gut abschneiden. Das begreift man vom Enthusiasmus, den wir bei unseren Wahlveranstaltungen spüren. Unsere Partei hat all die Wahlversprechen gehalten", sagte Innenminister Roberto Maroni, Nummer Zwei der Lega Nord. (APA)