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Foto: REUTERS/Brazilian Air Force

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Die aus dem Meer geborgene Fracht-Palette aus Holz wird üblicherweise nicht in einem Airbus eingesetzt - vermutlich gehört sie zu einem Schiff.

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Sao Paulo/Recife/Paris - Die am Donnerstag im Atlantik geborgenen mutmaßlichen Flugzeug-Wrackteile stammen nicht von dem abgestürzten Air-France-Airbus. Das teilte am Donnerstagabend (Ortszeit) ein Sprecher der brasilianischen Luftwaffe in Recife mit. Die geborgene Fracht-Palette sei aus Holz und würde üblicherweise nicht in einem Airbus eingesetzt, sagte Ramon Cardoso. Vermutlich gehöre sie zu einem Schiff. "Wir haben bisher kein Teil des abgestürzten Flugzeuges geborgen." Flugzeuge hatten in den vergangene Tagen in dem Seegebiet mehrere Wrackteile gesichtet, darunter auch einen Flugzeugsitz.

Am Donnerstag hatte ein Hubschrauber neben der Palette auch zwei Bojen geborgen. Auch die gehören offensichtlich nicht zu dem Airbus. Die Sucharbeiten in dem Seegebiet rund 1200 Kilometer nordöstlich der brasilianischen Festlandküste würden intensiv fortgesetzt, betonte Cardoso. Allerdings sei für Freitag schlechteres Wetter vorhergesagt. Dies könne die Flugzeugeinsätze behindern. Bisher gebe es keinerlei Signal von dem abgestürzten Wrack und noch keine Spur von den 228 Insassen

Eine Tirolerin und 28 Deutsche betroffen

Unter ihnen waren eine Tirolerin sowie 28 Deutsche. Bisher war man von 26 deutschen Passagieren ausgegangen. Zwei der Passagiere hatten aber eine doppelte Staatsbürgerschaft. In Rio nahmen fast 1.000 Menschen bei einer bewegenden Trauerfeier Abschied von den Absturzopfern.

Das jüngste deutsche Opfer war ein zweijähriges Mädchen, das älteste ein 70 Jahre alter Mann. Zwei der Opfer hatten neben dem deutschen einen brasilianischen beziehungsweise einen französischen Pass. Der Airbus 330 war am Pfingstmontag auf dem Flug von Rio nach Paris etwa 1.200 Kilometer nordöstlich von Brasiliens Festlandküste aus bisher völlig ungeklärter Ursache ins Meer gestürzt.

Ende der Suche nicht absehbar

Das Suchgebiet sei mittlerweile auf eine Fläche von 6.000 Quadratkilometer eingeschränkt worden, sagte Luftwaffensprecher Ramon Borges Cardoso in Recife. Das entspricht fast zweieinhalb mal der Fläche des Saarlandes. Wie lange die Suche dauern werde, sei völlig offen. Mittlerweile seien drei Marine-Schiffe, darunter auch eine Fregatte, in dem Absturzgebiet eingetroffen. Die Sicht sei derzeit wegen Regens eingeschränkt. Aber die See sei ruhig. Die Absturzstelle liegt etwa 1.200 Kilometer nordöstlich von Recife, in der Nähe der Sankt-Peter-und-Pauls-Felsen.

Trauerfeier

In Rio nahmen an einer ökumenischen Trauerfeier für die Opfer Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner und sein brasilianischer Amtskollege Celso Amorim teil. In der Kirche Igreja Candelaria im Zentrum Rios hielten Vertreter der christlichen, jüdischen und muslimischen Religionen kurze Ansprachen. Am Freitag ist in Rio eine katholische Trauermesse geplant, an der auch Staatschef Luiz Inacio Lula da Silva teilnehmen will, der am Donnerstag erst von einer viertägigen Lateinamerika-Reise nach Brasilien zurückkehrte.

Amorim sagte, die Tragödie lasse niemanden gleichgültig. Auch Rios Bürgermeister Eduardo Paes sprach einige Worte bei der Trauerfeier, brach dann aber in Tränen aus: Er verlor bei dem Unglück seinen Mitarbeiter und Freund Marcelo Parente. "Dies ist ein sehr trauriger Augenblick, vor allem für die Freunde und Familien. Ich sehe mich als Teil der Familie eines der Opfer."

Das Flugzeugwrack wird in großer Tiefe vermutet. Ausgegangen wird von einer Tiefe von bis zu 4.500 Metern; die Bergung des Flugschreibers dürfte daher extrem schwierig sein. Bisher wurde das Wrack noch nicht geortet. Auch Signale des Flugschreibers wurden nicht empfangen.

Spekulationen über Absturzursache

Am Donnerstag gab es neue Spekulationen über die Ursache der Katastrophe. Nach Informationen der französischen Zeitung "Le Monde" soll das Flugzeug mit unangemessener Geschwindigkeit in der Gewitterzone über dem Meer geflogen sein. Der Pilot eines spanischen Linienflugzeugs will beim Absturz der Air-France-Maschine über dem Atlantik einen Lichtblitz in der Nähe der Unglücksstelle gesehen haben. "Wir sahen plötzlich in der Ferne einen starken und intensiven Strahl von weißem Licht, der sich vertikal nach unten bewegte", berichtete der Pilot nach Angaben der Madrider Zeitung "El Mundo".

Die brasilianische Zeitung "O Estado de S. Paulo" berichtete unter Berufung auf das Air-France-Umfeld von letzten Signalen, die von der Unglücksmaschine ausgegangen seien. Zunächst sei offenbar der Autopilot ausgeschaltet worden. Gleichzeitig seien mehrfache elektronische Defekte kommuniziert worden. Air France bestätigte den Bericht zunächst nicht.

Die französischen Ermittler warnten erneut nachdrücklich vor wilden Spekulationen über die Unfallursache. "Es sind zahlreiche mehr oder weniger exakte Erklärungsversuche im Umlauf. Man sollte aber besser auf voreilige Interpretationen auf der Basis minimaler und unbestätigter Informationen verzichten", heißt es in einer Erklärung. Bisher seien nur zwei Elemente sicher: In der Nähe der vorgesehenen Flugroute gab es für die Äquatorregion typische Gewitterwolken. Die automatisch übermittelten Signale weisen darauf hin, dass verschiedene Geschwindigkeitsmessungen nicht übereinstimmen. (APA/dpa/Reuters)