Rom - Medienmogul Silvio Berlusconi fühlt sich in der Affäre um sein unklares Verhältnis zu einer Minderjährigen von der Presse verfolgt. Der italienische Regierungschef warf am Mittwoch in einer Sendung des TV-Kanals RAI Uno ausländischen Medien vor, auf ihn Jagd zu machen. Vor allem die Medien des Australiers Rupert Murdoch, Konkurrent um die Krone des Medienzaren, hätten es auf ihn abgesehen. Ausländische Medien seien von "gewissen italienischen Journalen inspiriert oder gehörten jemandem, der gegen die Mediaset-Gruppe ist". Mediaset ist Berlusconis TV-Imperium. Die Nachfrage des Moderators, ob er damit den "Times"-Eigentümer Murdoch meine, bejahte Berlusconi.

Eine Kehrtwende vollzog der wenige Tage vor der Europawahl unter Druck geratene Berlusconi dagegen in der Affäre um angeblich pikante Fotos von Partys auf seinem Anwesen in Sardinien. Nach einer einstweiligen Verfügung, mit der Berlusconi zunächst deren Veröffentlichung untersagt hatte, zeigte er sich bei RAI Uno entspannt. Die Fotos könnten veröffentlicht werden: Er habe sie gesehen und nichts einzuwenden. Es sei nichts Unanständiges darauf zu sehen.

Oben ohne neben "Papa"

Dem "Corriere della Sera" zufolge zeigen die von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmten Fotos unter anderem junge Frauen im Bikini oder oben ohne im Garten des Berlusconi-Anwesens sowie bekleidete Mädchen neben Berlusconi im Hof der Gästewohnungen. Einige der Fotos wurden demnach während der Silvesterfeier 2008/2009 gemacht. An diesem Fest soll auch die damals 17-jährige Noemi teilgenommen haben, deren unklares Verhältnis zu Berlusconi im Mittelpunkt des derzeitigen Skandals um den Regierungschef steht.

In einer anderen Sache ist Berlusconi dagegen erneut ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Nach Informationen der Nachrichtenagentur ANSA gehen die Ermittler Hinweisen nach, denen zufolge der Ministerpräsident Bekannten Reisen in Regierungsjets ermöglicht haben soll. Es handle sich um ein übliches Verfahren nach Vorwürfen seitens der Verbraucherorganisation Codacons. Bei RAI Uno sagte Berlusconi kurz vor der Aufnahme der Untersuchung: "Ich bin absolut gelassen, weil wir die Regeln in dieser Sache beachtet haben." Es sei reiner Pragmatismus, wenn ein Gast auf einem Flug mitreise, den es auch ohne ihn gegeben hätte. Das koste den Steuerzahler keinen Cent mehr. (APA/AFP)