Die Topografie unter dem Eis der Antarktis sieht "klassisch alpin" aus - ziemlich genau so wie in den Bergen von Wales.

Foto: Martin Siegert

London - Ist das ewige Eis der Antarktis tatsächlich schon seit Ewigkeiten dort? Und wie schaut es unter der kilometerdicken Eisdecke des weißen Kontinents aus?

Wie die Wissenschaft schon länger weiß, dürfte die Eisbedeckung der Antarktis eine Folge des Klimawandels vor rund 34 Millionen Jahren gewesen sein. Der damalige Rückgang von Kohlendioxid in der Atmosphäre und die Entwicklung des Antarktischen Zirkumpolarstroms führten zur Abkühlung und Vergletscherung nicht zuletzt auch der Region um den Südpol. Wie aber sah es dort davor aus?

Ein internationales Forscherteam um Sun Bo vom chinesischen Polarforschungsinstitut in Schanghai präsentiert nun erst einmal Radardaten vom Gamburzewgebirge, einem ein völlig unter dem Eis der Ostantarktis verborgener Gebirgszug, der rund 1.200 Kilometer lang ist und dessen höchste Erhebung - der Dome Argus - rund 3.400 Meter erreicht.

Wie Bo und Co im britischen Wissenschaftsmagazin "Nature" (Bd. 459, S. 690) schreiben, ähnelt die Gegend unter dem Gletscher klassischer alpiner Landschaften mit Tälern, die vor der eigentlichen Vergletscherung bei durchschnittlichen Sommertemperaturen von 3 Grad Celsius entstanden sein dürften.

Die Wissenschafter folgern auf Basis der neuen Daten und Informationen außerdem, dass das Gamburzewgebirge wahrscheinlich jener Ort gewesen sein dürfte, an dem die allmähliche Vergletscherung des Weißen Kontinents seinen Ausgang genommen hat. Und: Die Topografie unter dem Eis sei seit rund 14 Millionen Jahren völlig unverändert.

PS: Das ewige Weiß der Antarktis hat kürzlich auf originelle Art und Weise die Identifizierung von zehn bislang unbekannten Kolonien von Kaiserpinguinen möglich gemacht: Forscher hatten auf Satellitenfotos rotbraune Verfärbungen im Schnee ausgemacht. Bei genauerem Hinsehen handelte es sich um ausgedehnte Kotspuren der Tiere, wie die Forscher im Fachblatt "Global Ecology and Biogeography" berichten. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 4. 6. 2009)