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Mit der Wahl Kumars zur Unterhausvorsitzenden will die Kongresspartei ihr Image als Partei fördern, die für die Rechte der Frau und der unteren Kasten eintritt.

Foto: REUTERS/B Mathur (INDIA POLITICS)

Neu-Delhi - Indien hat erstmals in seiner Geschichte eine Parlamentspräsidentin: Das neue Unterhaus (Lok Sabha) in Neu-Delhi wählte am Mittwoch die 64 Jahre alte Meira Kumar zu seiner Vorsitzenden. Die Wahl ist auch deswegen von besonderer Bedeutung, weil Kumar als Kastenlose der untersten Schicht im traditionellen indischen Gesellschaftssystem angehört. Die Dalits gelten deswegen als die "Unberührbaren".

Nach der Wahl ohne Gegenkandidaten applaudierten die Abgeordneten der Politikerin, die der regierenden Kongresspartei angehört. Neben Premierminister Manmohan Singh gratulierte auch der Oppositionsführer und Vorsitzende der nationalistischen Hindu-Partei Bharatiya Janata (BJP), Lal Krishna Advani. Kumar ist die Tochter des ehemaligen stellvertretenden Regierungschefs Babu Jagjivan Ram, der sich stets dafür eingesetzt hat, die Diskriminierung der Dalits zu überwinden. Die Juristin wurde fünf Mal als Abgeordnete in die Lok Sabha gewählt. Sie war lange im diplomatischen Dienst und ist eine ehemalige Sozialministerin.

Mit der Wahl Kumars zur Unterhausvorsitzenden will die Kongresspartei ihr Image als Partei fördern, die für die Rechte der Frau und der unteren Kasten eintritt. Zwar hat Indien schon 1966 Indira Gandhi als erste Premierministerin und 2007 Pratibha Patil als Staatspräsidentin bestimmt. Im Alltag sehen sich Frauen aber immer noch einer vielfachen Diskriminierung ausgesetzt. So gelten Töchter traditionell als Belastung, weil ihre Familie der Familie des Bräutigams eine aufwendige Mitgift überreichen muss. Zwischen 1997 und 2002 war in der Person von Kocheril Raman Narayanan bereits ein Dalit Indiens Staatspräsident. (APA/AP)