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Im Vorjahr flog Ryanair noch stattliche Gewinne ein.

Foto: Reuters//Stephen Hird

Dublin/London - Europas größter Billigflieger Ryanair nimmt die Deutsche Lufthansa ins Visier. "Wir sehen uns Lufthansa ernsthaft an", sagte Konzernchef Michael O'Leary am Dienstag. "Wir könnten sie fast mit Barmitteln kaufen." Die irische Fluggesellschaft signalisierte damit Expansionsgelüste, obwohl sie gleichzeitig den ersten Jahresverlust seit zwei Jahrzehnten vorlegte.

Ein Gebot für Lufthansa sei zwar in absehbarer Zeit nicht geplant, sagte O'Leary weiter. Lufthansa sei aber die einzige große Fluggesellschaft in Europa, für die sich Ryanair interessiere. Der Chef des Konkurrenten British Airways, Willie Walsh, sprach dagegen von einem Überlebenskampf seines Konzerns. Die Lage sei derzeit kritisch, die Krise der Luftfahrtbranche so ernst wie nie zuvor, schrieb Walsh in einer Mitarbeiterzeitung.

Potenzial in der Krise

Ryanair-Chef O'Leary sieht gerade in der Krise Potenzial für seinen auf Billigangebote spezialisierten Konzern. "In diesem Rezessionsumfeld wollen wir den europäischen Kunden bessere Angebote machen, genau wie Aldi, Lidl, Ikea und McDonald's", sagte O'Leary.

Als Grund für den Jahresverlust von 169 Millionen Euro nannte das Unternehmen Abschreibungen auf Beteiligungen am Rivalen Aer Lingus, den Ryanair einst übernehmen wollte, sowie Wertverluste bei verkauften Flugzeugen. Ohne diese Sonderposten brach der Nettogewinn um fast 80 Prozent ein, blieb aber mit 105 Millionen Euro deutlich über den Markterwartungen. Die Experten hatten im Schnitt mit 35,7 Millionen Euro gerechnet.

Für das im April begonnene Geschäftsjahr 2009/10 rechnet Ryanair mit einer Erholung. Das Unternehmen wolle außerdem seine Preise weiter senken, um die Flugzeuge besser auszulasten und Wettbewerbern Marktanteile abzunehmen, sagte O'Leary. Es werde ein Nettogewinn von 200 bis 300 Millionen Euro angepeilt. Dies enttäuschte die Anleger. Ryanair-Aktien gaben sechs Prozent nach und lagen später noch 0,8 Prozent im Minus. (APA/Reuters)