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Grafik: APA

Wien - Die Wirtschaftskrise hat den Arbeitsmarkt zwar längst erreicht, bis jetzt aber in abgemilderter Form. "Das Schlimmste steht uns noch bevor", sagte der Arbeitsmarktexperte des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo), Helmut Mahringer, dem Standard.

Die neuesten Arbeitslosendaten zeigen, in welche Richtung es geht. Im Mai waren österreichweit exakt 239.777 Menschen arbeitslos gemeldet, um 29,7 Prozent oder knapp 55.000 mehr als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Inklusive der 64.200 Personen (plus 23,5 Prozent) in Schulungen waren 304.000 Österreicher und Österreicherinnen ohne Job, um 28,4 Prozent mehr als im Mai 2008.

Die höchsten Zuwächse der Arbeitslosigkeit gab es wie schon im April in Oberösterreich (plus 61,1 Prozent auf 27.047). Auf den Plätzen folgten Kärnten (plus 46,6 Prozent) und die Steiermark (plus 40,7 Prozent).

Weniger offene Stellen 

Für Mahringer ist die Zunahme der Arbeitslosigkeit, die begleitet wird von einem immer schmäleren Angebot an offenen Stellen, "keine Überraschung". Auch die Tatsache, dass die Zahl der Arbeitslosen in Oberösterreich und in der Steiermark besonders rasch steigt, sei einfach erklärt. "In beiden Bundesländern gibt es eine starke Konzentration an Sachgütererzeugern, die vom Abschwung als erste betroffen worden sind", sagte der Wifo-Experte.

In dieses Bild passt auch, dass zur Zeit vor allem Männer von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Während die Zahl der Frauen, die im Mai arbeitslos gemeldet waren, um 16,8 Prozent gestiegen ist, ist die Zahl der arbeitslos gemeldeten Männer im selben Zeitraum um 41,7 Prozent auf 136.300 in die Höhe geschnellt.

"Männer sind in den besonders betroffenen Branchen Automobilindustrie und Maschinenbau überdurchschnittlich stark vertreten; das schlägt sich auch in der Arbeitslosenstatistik nieder", sagte Mahringer.

Der Rückgang der Arbeitslosenquote von 7,1 Prozent im Vormonat April auf 6,6 Prozent jetzt im Mai sei saisonal bedingt und noch kein Zeichen, dass sich die Situation entspannt - im Gegenteil. Nach dem Sommer, wenn in vielen Betrieben die Kurzarbeit auslaufe, sei mit einer Verschärfung am Arbeitsmarkt zu rechnen.

Weiter kritisch ist die Situation bei Jugendlichen, die immer schwerer einen Job finden und meist die ersten sind, die auf die Straße gesetzt werden. Im Berichtsmonat waren 40.000 Jugendliche zwischen 15 und 24 ohne Job, um 38,3 Prozent mehr als im Mai 2008.

Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SP) sagte, für eine Entwarnung am Arbeitsmarkt sei es noch zu früh, auch wenn der Rückgang der Arbeitslosenquote gegenüber April "ein positives Signal" sei. Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise würden langsam greifen. Kritik kam von der Opposition. Die gesetzten Maßnahmen würden bei weitem nicht reichen.

Wolken über Eurozone 

Die Arbeitslosenquote der Eurozone ist im April (Mai-Zahlen liegen noch nicht vor) auf 9,2 Prozent gestiegen; in der EU lag sie bei 8,6 Prozent. Für die Eurozone, der auch Österreich angehört, ist dies die höchste Quote seit September 1999 und für die EU seit Jänner 2006, teilte das EU-Statistikamt am Dienstag mit.

Nach EU-Rechnung ist die Arbeitslosigkeit in Österreich im April gegenüber dem Vormonat von 4,3 auf 4,2 Prozent gefallen. Das war die zweitniedrigste Rate nach den Niederlanden. (Günther Strobl, DER STANDARD, Printausgabe, 3.6.2009)