Wien/Orlando - Ein neues Behandlungs-Regime gibt bestimmten Lungenkrebspatienten mit fortgeschrittener Erkrankung die Chance auf ein deutlich verlängertes Überleben. Wenn sie nach einer anfänglichen intensiven Chemotherapie mit der Substanz Pemetrexed weiterbehandelt werden, führt das offenbar zu einem Stillstand der Erkrankung. Die Ergebnisse einer großen Wirksamkeitsstudie (Phase-III) unter Beteiligung von Wiener Wissenschaftern wurde am Sonntag beim weltgrößten Onkologen-Kongress (ASCO/Orlando) in den USA präsentiert.

Das internationale Autorenteam um C. P. Belani (Pennsylvania State University), in Österreich waren Wissenschafter wie Christoph Zielinski und Thomas Brodowicz von der Universitätsklinik für Innere Medizin I am Wiener AKH beteiligt, untersuchte neue Möglichkeiten für eine Erhaltungstherapie bei Lungenkarzinompatienten im fortgeschrittenen Stadium (IIIb/IV), wenn die Krankheit zuvor auf eine Kombinations-Chemotherapie mit vier bis sechs Zyklen zum Stillstand gekommen war. Das ist die optimale Dauer, was danach folgen sollte, war bisher unklar.

Die Autoren: "Derzeit lauten die Behandlungsleitlinien darauf, dass man warten sollte, bis die Krankheit fortschreitet, um dann Mittel zweiter und dritter Wahl zu verwenden." Versuche, sofort weiterzubehandeln, hatten keinen Erfolg gebracht.

Verträgliche Alternative

Doch mit der Substanz Pemetrexed könnte jetzt eine leicht anwendbare und verhältnismäßig besser verträgliche Alternative für eine sogenannte Erhaltungstherapie existieren, bei der eben trotz unheilbarer Erkrankung der Nutzen der anfänglichen Behandlung möglichst lang gewährleistet wird. Die Substanz ist ein Analogon der Folsäure und greift in Zellen die Synthese von Erbgutbestandteilen an.

In der wissenschaftlichen Studie erhielten 441 Patienten alle drei Wochen Pemetrexed plus sonstige optimale begleitende Therapie, 222 Probanden bekamen statt der wirksamen Substanz ein Placebo. Die Ergebnisse waren ausgesprochen gut, wenn man das Stadium der Erkrankung einberechnet.

Keine Wirkung bei Plattenepithel-Karzinomen

Insgesamt steigerte sich die durchschnittliche Überlebenszeit bei den Pemetrexed-Patienten deutlich auf 13,4 Monate, bei Verwendung von Placebo waren es 10,6 Monate. Die Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung erhöhte sich von 2,6 auf 4,3 Monate. Beide Resultate waren statistisch signifikant.

Besonders profitierten Kranke, die kein sogenanntes Plattenepithel-Karzinom in der Lunge aufwiesen, von der Behandlung. Bei ihnen stieg die durchschnittliche Überlebenszeit von 10,3 auf 15,5 Monate. Auf Plattenepithelkarzinome wirkte die Therapie aber offenbar nicht. Laut den Autoren stünde damit ein neues Behandlungskonzept für Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkarzinom mit belegter Wirkung zur Verfügung. (APA)